Interkulturelle Woche eröffnet: Michael Patrick Kelly besuchte Ausstellung #Peacebell im ReMO
Landrat ruft auf zu, Differenzen abzubauen / Ehrenpreis für Toleranz und Zivilcourage verliehen / Integrative Märchenwoche startet
Die Ausstellung #Peacebell, die bis zum 30.10.2020 im ReMO – dem Regionalmuseum Oberhavel zu sehen ist, hat der Initiator und Künstler Michael Patrick Kelly am Samstag, 26.09.2020 mit einem Glockenschlag offiziell eröffnet. Die Eröffnung fand im Zuge des feierlichen Auftakts der diesjährigen Interkulturellen Woche vor mehr als einhundert Gästen in der Oranienburger Nikolaikirche statt.
Bei einem Pressegespräch im Vorfeld erläuterte der Künstler die Idee der Schau: Während in den beiden Weltkriegen weltweit rund 150.000 Kirchenglocken eingeschmolzen wurden, um daraus Waffen herzustellen – so auch in Oberhavel –, entwickelte Kelly im Jahr 2017 die Vision, diese Historie umzukehren. So ließ er in einer Gießerei im Münsterland eine Glocke aus Kriegsschrott, angereichert mit Bronze und Zinn, gießen, die mittlerweile mit dem Sänger auf Tour geht: „Es ist eine Rock`n`Roll-Glocke. Bei jedem Konzert wird eine Friedensminute eingeläutet. Es ist ein bewegender Moment, wenn 1.000 Menschen schweigen“, sagte Michael Patrick Kelly: „Der Klang schlägt Wellen. Das soll auch das Projekt tun. Unterschiede sollten nicht als Problem, sondern als Bereicherung wahrgenommen werden.“ Neben der Originalglocke sind in den Ausstellungräumen die Hintergründe zur Entstehung, zum Herstellungsprozess und der Nutzung der Friedensglocke bei Konzerten und Ausstellungen in Form von Bildern, Texten und Videos zu sehen. Die Schau im ReMO verbindet erstmals die Ausstellung zur Entstehung der #PeaceBell mit Kellys künstlerischem Werk. Zu sehen sind Grafiken, die einen ganz persönlichen Blick auf das Leben zeigen. Kelly bedankte sich beim Museumsteam des ReMO für die „sehr würdige und durchdachte Art“, wie die Ausstellungsobjekte gezeigt werden: „Das ist ein großes persönliches Geschenk für mich.“ Ein Geschenk hatte der Künstler auch für das ReMO im Gepäck: Eine von nur 499 kleinen PeaceBells, mit deren Verkauf ein Spendenprojekt in Israel finanziert wird, wird künftig im Museum einen besonderen Platz finden.
Am Abend eröffnete Landrat Ludger Weskamp die Integrationswoche. „Verbindungen zwischen verschiedenen Kulturen zu schaffen und miteinander ins Gespräch zu kommen, um Differenzen abzubauen, das bleiben aktuelle Aufgaben. Es ist deshalb gut und wichtig, dass wir interkulturelle Themen jedes Jahr eine ganze Woche lang ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken“, so der Landrat. „Es gilt, unsere vielfältige Gesellschaft zu schützen und zu stärken und gegen die Feinde der Demokratie zu verteidigen. Einen kleinen Beitrag dazu will die Interkulturelle Woche auch in diesem Jahr in Oberhavel leisten.“ Teil des Abends war eine digitale Präsentation der Ausstellung #PeaceBell und ein Gespräch zur Ausstellung mit Moderator Herbert Weimer.
Während der Veranstaltung verliehen Ludger Weskamp und der Stellvertretende Kreistagsvorsitzende, Frank Schönfeld, außerdem den Ehrenpreis für Toleranz und Zivilcourage des Landkreises Oberhavel. Stellvertretend für die Preisträgerin, die langjährige Stolpersteinprojekt-Initiatorin Minette von Krosigk, nahm ihr Sohn Christian Standke den Preis entgegen. Juliane Lang vom vorschlaggebenden Kreisjugendring würdigte in ihrer Laudatio das Engagement der 1943 in Leipzig geborenen Preisträgerin: „Minette von Krosigk hält die Erinnerungsarbeit in unserem Landkreis lebendig. Sie holt die NS-Opfer aus der Anonymität und gibt ihnen ihr Gesicht zurück.“
Die Interkulturelle Woche selbst findet erneut unter dem Motto „Zusammen leben, zusammen wachsen“ statt. Oberhavel beteiligt sich in diesem Jahr bereits zum vierten Mal an der Veranstaltungsreihe. Erneut stehen Einblicke in Gemeinschaften, Vereine und Strukturen sowie die Pflege, aber auch Initiierung von Traditionen und Partnerschaften auf dem Programm. Alle Termine für die weiteren Veranstaltungen sind auf der Internetseite des Landkreises unter www.oberhavel.de/ikw abrufbar. Eingebettet in das Gesamtprogramm bricht zugleich die fünfte Integrative Märchenwoche auf in neue Märchenwelten. Unter dem Motto „Zu Land, zur Luft, zur See – Auf Abenteuerreise durch den Landkreis Oberhavel“ werden wieder Märchenlesungen und Workshops in Kitas, Schulen und Bibliotheken angeboten.
Ein Ensemble der Kreismusikschule unterstützte die Veranstaltung musikalisch: Sänger Mohammad Nabot brachte gemeinsam mit weiteren Musikern internationale Titel zu Gehör und sang unter anderem ein Lied aus seiner Heimat Syrien, bei dem die Gäste der Eröffnungsfeier begeistert mitklatschten.
Weitere Impressionen des Pressegesprächs und der Eröffnungsveranstaltung sind in einer Bilderstreckte unter www.oberhavel.de/ikw festgehalten.