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Datum: 15.04.2019

Vergessene Berufe am Leben erhalten: Schmieden nach Feierabend

Zweiwöchige Qualifizierung im Rahmen des ERASMUS+ Projektes „Aussterbende Berufe auf dem Europäischen Arbeitsmarkt“ im polnischen Roskosz erfolgreich beendet

Gerne hätten die 15 jugendlichen Auszubildenden aus Oberhavel den Aufenthalt noch verlängert: Am vergangenen Samstag ging die zweiwöchige Qualifizierung in aussterbenden Handwerkstechniken im polnischen Roskosz zu Ende. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Oberhavel sind zwischen 17 und 25 Jahre alt; acht von ihnen machten sich mit den Fertigkeiten eines Schmieds vertraut, sieben mit dem traditionellen Bäckerhandwerk. Die internationale Qualifizierung erfolgte gemeinsam mit polnischen und litauischen Jugendlichen. Insgesamt wurden 45 Auszubildende vor Ort in alten Handwerkstechniken in den Bereichen Schmied, Stellmacher, Weber oder traditioneller Bäcker geschult.

Vergessene Berufe am Leben erhalten: Diese Jugendlichen erlernten das Schmieden.

© Landkreis Oberhavel/Iris Ast

„Ziel des Projektes war es, aussterbende Berufe und das traditionelle Handwerk bei den Jugendlichen wieder an Popularität gewinnen zu lassen und innovative Maßnahmen zu fördern, die die Situation der jungen Menschen auf dem Arbeitsmarkt verbessern. Die Schulungen umfassten jeweils 96 Stunden und wurden vor Ort von qualifizierten Handwerkern in den aussterbenden Berufen durchgeführt. Die Qualifizierung endete für alle mit einer Prüfung vor der Handwerker- und Unternehmerinnung aus Biala Podlaska“, so Vizelandrat Egmont Hamelow.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten sich einen sehr guten Eindruck von den noch ausgeübten alten Handwerksberufen in der Region um Biala Podlaska verschaffen und selbst praktische Erfahrungen sammeln. Die Jugendlichen kehren nun mit vielen Eindrücken, neu erlernten Fähigkeiten und Fertigkeiten in ihre Ausbildungsbetriebe zurück.

Vergessene Berufe am Leben erhalten: vor der Prüfungskommission.

© Landkreis Oberhavel/Iris Ast

„Besonders positiv hervorzuheben war die Begeisterung aller Jugendlichen. Es sind ganz tolle, individuelle Kunstwerke entstanden – jedes ein Unikat. Die Jugendlichen nutzten sogar ihre Freizeit, um das Erlernte auszuprobieren. Schmieden nach Feierabend sozusagen“, erzählt Iris Ast, die beim Landkreis Oberhavel für die Projektkoordination zuständig ist und die die Jugendlichen nach Polen begleitet hat.

Das Europäische Zentrum für Bildung und Beruf in Roskosz ist ideal geeignet für solch praktische Durchführung einer Qualifizierung: Es verfügt über mehrere Werk- und Wohngebäude mit Dorfcharakter, in dem für alle vier Handwerksbereiche separate Werkstätten mit originalen  Werkzeugen aus traditionellen Zeiten vorhanden sind, die die Jugendlichen in ihrer modernen Ausbildung nicht mehr kennenlernen. Jeder Teilnehmer erhält als Nachweis ein Europass-Zertifikat, das später bei Bewerbungen um einen Arbeitsplatz genutzt werden kann.

Neben der beruflichen Qualifizierung stand natürlich auch der Ausbau der internationalen Kontakte bei gemeinsamen Freizeitaktivitäten wie Sport- und Grillabenden, einem Ausflug nach Warschau und auf das berühmte Pferdegestüt für Vollblutaraber in Wygoda bei Janów Podlaski im Fokus der internationalen Begegnung.

Der Landkreis Oberhavel hat bereits 2017 einen Partnerschaftsvertrag zur Umsetzung des Projektes „Aussterbende Berufe auf dem europäischen Arbeitsmarkt” mit dem Europäischen Zentrum für Bildung und Betreuung OHP im polnischen Landkreis Biala Podlaska und dem Oberstufenzentrum für Technik und Landwirtschaft aus der Region Vilnius in Litauen geschlossen. Das Projekt läuft im Rahmen des 2. Aktionsprogramms Erasmus+ „Strategische Partnerschaft zur beruflichen Bildung“ mit einer Laufzeit bis zum 30.09.2019.

Ausdrücklich bedanken möchte sich der Landkreis Oberhavel für die Unterstützung bei der Vorbereitung und Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Eduard-Mauer-Oberstufenzentrum, der TÜV Rheinland Akademie sowie allen Unternehmen, die ihre Auszubildenden für die zweiwöchige Qualifizierung freigestellt haben.

Vergessene Berufe: die Bäcker nach getaner Arbeit.

© Landkreis Oberhavel/Iris Ast

„Wir wünschen den Jugendlichen für ihren weiteren beruflichen Weg alles Gute, viel Erfolg und hoffen, dass sie ihre erlernten Fähigkeiten und Fertigkeiten in den alten Handwerken in ihrem weiteren Berufsleben gut nutzen und umsetzen können“, so Egmont Hamelow.

Auch nach Abschluss dieses Projektbausteines ist der Landkreis Oberhavel weiterhin um die Kooperation mit Handwerksbetrieben der Region bemüht. Im Rahmen des Projektes soll auf der Internetseite www.diprof.eu, getragen durch das EZBB OHP in Roskosz, eine Unternehmensplattform entstehen, an der sich Unternehmen mit Interesse an alten Handwerkstechniken beteiligen können.

Hierfür ist nur eine kostenfreie Eintragung in der Projektpartnerdatenbank notwendig. Weitere Informationen hierzu erhalten interessierte Unternehmen bei der WInTO GmbH (Dirk Thanhäuser, Telefon: 03302 559-207; E-Mail: thanhaeuser@winto-gmbh.de) oder in der Kreisverwaltung (Iris Ast, Telefon: 03301 601-7950; E-Mail: iris.ast@oberhavel.de).

Vergessene Berufe am Leben erhalten: Auch die Geselligkeit kam nicht zu kurz.

© Landkreis Oberhavel/Iris Ast

Gerne vermitteln wir für Interviews auch Kontakte zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Bei Interesse melden Sie sich unter: pressestelle@oberhavel.de oder Tel. 03301 601-112