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Datum: 27.04.2023

Sichere Orte für geflüchtete Menschen

Der Landkreis Oberhavel informiert über Standorte für mögliche Unterkünfte für Geflüchtete

Modulbau Bykstraße Ende März 2023

© Landkreis Oberhavel


Menschen, die vor Krieg, Gewalt oder Armut geflohen sind, brauchen einen sicheren Ort. Darin ist sich ganz Europa einig. Das EU-Recht gibt deshalb die Basis vor, nach der in Deutschland – und damit auch in Oberhavel – geflüchtete Menschen aufgenommen werden. Schon 2022 hatte unser Landkreis sich sehr solidarisch gezeigt und mehr als 3.000 Geflüchtete aufgenommenen, darunter etwa 2.500 Menschen aus der Ukraine. Das vom Land Brandenburg für das vergangene Jahr geforderte Aufnahmesoll hatte der Landkreis damit erfüllt. Nun steht Oberhavel vor neuen, ebenso großen Herausforderungen: Die zum Jahresbeginn durch das Land vermeldete Prognose geht davon aus, dass unser Kreis im Jahr 2023 insgesamt 2.400 Geflüchtete neu aufnimmt – das sind 200 Menschen pro Monat. Vor einigen Wochen hatte der Kreis dazu bereits detailliert informiert.

Sozialdezernent Matthias Kahl hatte schon im März verdeutlicht: „In den Jahren 2020 und 2021 hatte Oberhavel durchschnittlich knapp 360 Personen aufgenommen. Aktuell stehen an zehn Standorten mit 22 Häusern rund 1.800 Plätze bereit. Das bedeutet: Wollen wir das Aufnahmesoll 2023 erfüllen, müssten wir unsere jetzigen Kapazitäten mehr als verdoppeln. Allein der Blick auf die Zahlen zeigt deshalb, wie angespannt die Situation ist.“ Deshalb hat der Landkreis nun weitere konkrete Schritte in die Wege geleitet, um geflüchtete Menschen auch künftig in Oberhavel gut und sicher unterbringen zu können.

Nachdem Ende März die erweiterte Unterkunft in der Dr. Heinrich-Byk-Straße in Oranienburg mit zusätzlichen 200 Plätzen in Betrieb genommen werden konnte, gibt es nun weitere konkrete Bauvorhaben: Schon in diesem April hat der Bau von fünf Wohngebäuden in der Lindenstraße in Marwitz begonnen, indem das Baufeld freigemacht worden ist. Hier können spätestens ab dem Frühjahr 2025 etwa 90 Menschen wohnen. Geplant sind 30 Wohnungen unterschiedlicher Größe, in denen zunächst Geflüchtete unterkommen werden. Später soll hier möglichst günstiger Wohnraum angeboten werden, der Menschen offensteht, die Sozialleistungen beziehen oder ein geringes Einkommen haben. Ein ähnliches Projekt hat die Oberhavel Holding Besitz- und Verwaltungsgesellschaft mbH (OHBV) in Glienicke/Nordbahn bereits erfolgreich umgesetzt. Zeitweise kann auch das Ferienobjekt des Landkreises in Neuglobsow als Notunterkunft bereitstehen – aufgrund der baulichen Ausstattung allerdings nur in den Sommermonaten.

Außerdem ist geplant, die schon bestehende Unterkunft im Mühlenbecker Weg im Oranienburger Ortsteil Lehnitz um rund 200 Plätze zu erweitern. Auch an der ehemaligen Landwirtschaftsschule Luisenhof in der Germendorfer Allee in Oranienburg- Eden werden knapp 100 Plätze entstehen, um Geflüchtete gut und sicher unterzubringen.

Weitere Wohnungen könnten nach Plänen der Kreisverwaltung in Hohenschöpping auf dem kreiseigenen Gelände der ehemaligen Ingenieurschule bei Velten entstehen. In Modulbauweise könnten auf dem Areal bis zu zehn Wohngebäude für maximal 470 Menschen errichtet werden. Genaue Planungen gibt es bisher noch nicht, denn zunächst sind die baulichen und planerischen Voraussetzungen zu prüfen. „Wir befinden uns derzeit in einem sehr frühen Stadium. Noch ist nicht klar, ob unsere Ideen hier überhaupt umgesetzt werden können“, erklärt Matthias Kahl. Später könnten die Gebäude als Büroflächen genutzt werden.

Alles in allem stünden damit insgesamt mehr als 1.000 zusätzliche Plätze zur Verfügung. „Die uns vom Land angekündigten Flüchtlingszahlen lassen leider keinen anderen Schluss zu: Wollen wir gut vorbereitet sein, werden wir gemeinsam mit der OHBV zusätzliche Unterkünfte für Geflüchtete schaffen müssen. Dabei setzen wir auf einen Mix aus bestehenden Gebäuden und Neubauten“, sagt Landrat Alexander Tönnies. „Sporthallen zu nutzen, bleibt für uns weiter die letzte Option. Wir beobachten deshalb die Flüchtlingszahlen genau, um auf alle Fälle gut vorbereitet zu sein.“

Mit Stand vom 25.04.2023 hat Oberhavel seit Jahresbeginn 226 Geflüchtete aufgenommen. 796 Menschen hätten es gemäß des vom Land vorgegebenen Aufnahmesolls sein müssen. Die meisten Menschen kamen aus der Ukraine (91 Personen), aus Syrien (35 Personen), aus Afghanistan (28 Personen) und aus der Türkei (16 Personen).

Weitere Optionen werden geprüft
„Natürlich prüfen wir weitere Ideen im ganzen Landkreis – auch, weil wir uns darauf einstellen müssen, dass die Flüchtlingszahlen in den kommenden Jahren weiter hoch sein werden. Zuwanderung und Integration werden eine Daueraufgabe bleiben“, sagt Kahl. Geprüft werden aktuell mögliche Standorte in Zehdenick und Liebenwalde. „Zugleich bedanken wir uns bei allen Kommunen, die schon seit vielen Jahren geflüchtete Menschen unterbringen und die in ihrer Kommune Integrationsarbeit leisten. Wir bemühen uns auch künftig weiter um eine flächenmäßige Verteilung auf ganz Oberhavel. Klar ist aber auch: Angesichts der aktuellen Lage wird das nicht immer gelingen.“ Der Landkreis ist insbesondere auf Angebote aus den Kommunen angewiesen und nutzt diejenigen Flächen und Gebäude, die verfügbar sind.