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Datum: 14.03.2016

Integration geflüchteter Menschen: Regionaldialog in der Agentur für Arbeit Neuruppin

Gemeinsame Pressemitteilung der Agentur für Arbeit Neuruppin, der Landkreise Havelland, Oberhavel und Ostprignitz-Ruppin sowie der Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam vom 11.03.2016.

Die öffentliche Diskussion wird anhaltend vom Thema Zuwanderung und Integration geflüchteter Menschen geprägt und als Herausforderung wahrgenommen. Deshalb war es dem Verwaltungsausschuss und der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Neuruppin wichtig, die relevanten Partner der Region zu einem gemeinsamen Dialog am 3. März 2016 einzuladen. Die Spitzenvertreter der Landkreise, Jobcenter, Kammern und Sozialverbände konnten für eine Teilnahme gewonnen werden. Diese sind maßgeblich an der Integration geflüchteter Menschen beteiligt. Umso wichtiger ist es, dass die Akteure gut abgestimmt handeln.

In der Diskussion wurde deutlich, dass eine gute Absprache vor Ort unerlässlich ist, um insbesondere Mehrarbeit und Doppelstrukturen zu vermeiden.

Im Ergebnis bestand Konsens zu folgenden Punkten:

  • Die Teilnehmer übernehmen gemeinsam Verantwortung für die Integration geflüchteter Menschen in Arbeit, Ausbildung und Gesellschaft.
  • Die neuen Herausforderungen und Aufgaben kosten mehr Zeit und Aufwand, sollen aber nicht dazu führen, dass andere Aufgaben vernachlässigt werden.
  • Die integrationsorientierte Sprachförderung und allgemeine soziale Lebensberatung muss weiter forciert werden. Hierzu erwarten alle Akteure vom Bund eine bedarfsgerechte und finanzielle Ausstattung.
  • Unverzichtbarer Partner für die Integration in Ausbildung und Arbeit sind die regionalen Unternehmen. Diese müssen gezielt angesprochen und unterstützt werden.
  • Vereinbart wurde eine intensivere Zusammenarbeit der Partner auf Ebene der Landkreise, um damit regionalen Bedürfnissen besser entsprechen zu können.


Detlef Baer – Vorsitzender des Verwaltungsausschusses der Agentur für Arbeit Neuruppin und Regionsgeschäftsführer DGB Region Mark Brandenburg:
„Eine gute Willkommenskultur zeigt sich ganz besonders bei den Arbeitsbedingungen und der gesellschaftlichen Akzeptanz der Zuzügler. Neben der Anerkennung beruflicher Abschlüsse und der Sprachkompetenz von Zuwanderern ist Arbeitsvermittlung ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Arbeitsmarktintegration. Die Gewerkschaften unterstützen darum die Bundesagentur für Arbeit, um Flüchtlingen eine frühzeitige Arbeitsmarktintegration zu eröffnen. Der Verwaltungsausschuss der Agentur für Arbeit Neuruppin wird seine Netzwerke gezielt nutzen, um die Integrationsstrategien der regionalen Akteure zu unterstützen.“

Stefan Dirkes – Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Neuruppin: „Wir sind uns einig, dass wir zur Integrationen in Arbeit und Ausbildung in unkomplizierten Fällen einfache und schnelle Wege gehen wollen und uns eng abstimmen. Bei marktfernen Flüchtlingen werden wir uns die notwendige Zeit nehmen müssen, ausreichend Budget ist im Eingliederungstitel der Agentur vorhanden.“

Dazu der Landrat des Landkreises Havelland, Dr. Burkhard Schröder: „Ich halte den Dialog zu Fragen der Integration einer großen Zahl von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt für ausgesprochen wichtig. Die anspruchsvolle Aufgabe wird aber nur gelingen, wenn Bund und Land mehr Sprachförderung und kurzfristig auch praxisnahe, unbürokratische Einstiegskonzepte für Flüchtlinge in Ausbildung und Arbeit entwickeln und fördern. Gleichermaßen muss die Wirtschaft mit Bezug auf das überwiegende Bildungsniveau der Flüchtlinge eine große Zahl von Hilfstätigkeiten mit leichtem Zugang bereitstellen. Hierzu sollten die Wirtschaftsverbände nach meiner Ansicht auch eine greifbare Selbstverpflichtung eingehen.“

Michael Garske – Dezernent für Arbeit und Gesundheit des Landkreises Oberhavel: "Die menschwürdige Unterbringung von Asylsuchenden war das bestimmende Thema der vergangenen Monate. Und ganz sicher werden wir uns auch in der kommenden Zeit ebendieser Aufgabe verantwortungsvoll stellen. Doch mit der Schaffung von Unterkunftsplätzen allein ist uns nur ein kleiner Schritt auf dem Weg hin zu einer wirksamen Integration gelungen, die eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Teilhabe in Deutschland ermöglichen soll. Maßgeblich hierfür sind frühzeitige Sprachkurse, die Vermittlung von Bildungs- und Ausbildungsperspektiven sowie die Aufnahme einer beruflichen Tätigkeit. Angesichts der großen Herausforderung für Bund, Länder und Kommunen ist es folgerichtig und notwendig, das zur Verfügung stehende arbeitsmarktpolitische Instrumentarium bedarfsgerecht an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Gerade die Jobcenter, die viele der anerkannten Flüchtlinge betreuen, sind für die Bewältigung dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe finanziell und personell nur unzureichend gerüstet. Um eine Verfestigung des Leistungsbezuges möglichst zu vermeiden, muss sich auch der Bund an der gesamtstaatlichen Aufgabe beteiligen und seine Zuschüsse dauerhaft erhöhen. Eine erfolgreiche Integrationspolitik bietet uns die Chance, den Wohlstand in unserem Land zu erhalten. Viele Geflüchtete haben keine formale Berufsausbildung, wie sie in Deutschland üblich ist. Sie verfügen aber sehr oft über gute Berufserfahrung, auf die wir aufbauen können. Eine frühzeitige Erhebung vorhandener Qualifikationen und Fähigkeiten ist dabei von zentraler Bedeutung. Des Weiteren muss sichergestellt sein, dass die Unterstützungsleistungen bei der Vermittlung in Ausbildung und Beschäftigung nicht zu Lasten der Langzeitarbeitslosen geht."

Waltraud Kuhne – Dezernentin für Gesundheit und Soziales des Landkreises Ostprignitz-Ruppin:
„Politik, Verwaltung und viele Ehrenamtliche engagieren sich bereits jetzt für die Integration. Was alle aber dringend benötigen ist finanzielle Planungssicherheit, um die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen und umzusetzen.“

Wolfgang Spieß – Geschäftsbereichsleiter Bildung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam: "Bei der IHK Potsdam sind derzeit 185 Ausbildungsverträge mit Jugendlichen mit ausländischer Staatsangehörigkeit registriert. In der IHK-Lehrstellenbörse sind für den Kammerbezirk fast 1.000 freie Ausbildungsmöglichkeiten verzeichnet. Umfangreiche Einstiegsqualifizierungspraktika bieten Startchancen für geflüchtete Jugendliche, wenn entsprechende Kenntnisse der deutschen Sprache vorhanden sind. Letzteres ist beim Einstieg in Beschäftigung das A und O."

Ralph Bührig – Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Potsdam:
„Der Schlüssel für eine erfolgreiche Integration geflüchteter Menschen sind deutsche Sprachkenntnisse, Ausbildung oder Arbeit in den Handwerksunternehmen sowie Bildungszentren des Handwerks und eine individuelle Betreuung vor Ort.“

Bundesagentur für Arbeit

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