Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 75 Jahren
Gedenkgottesdienst und Errinerungsstunde werden so bald wie möglich nachgeholt
Der 08.05.2020 ist ein besonderer Tag: Genau vor 75 Jahren endete für die Welt und unser Volk die Diktatur des Hitlerfaschismus. Dem im Rahmen eines Gottesdienstes und einer Errinerungsstunde mit einem Zeitzeugengespräch zu gedenken, das hatten die Evangelische Kirchengemeinde und der Landkreis Oberhavel bereits fest eingeplant. Aufgrund der Coronakrise ist nun alles anders.
„Die Erinnerung an die dunkelste Etappe in der deutschen Geschichte wachzuhalten, bleibt ein wichtiger Auftrag unserer Generation. Deshalb bedaure ich es sehr, dass wir dem 75. Jahrestag des Weltkriegendes im Jahr 1945 nicht wie geplant begehen können", sagt Landrat Ludger Weskamp. „Bei der Erinnerung an die Zeit der Naziherrschaft geht es nicht um eine ewigwährende Schuld. Vielmehr geht es um darum, dass wir aus Verantwortung gegenüber unserer Geschichte hell wach bleiben, Gefährdungen erkennen und Feinde unserer Demokratie konsequent in die Schranken weisen.“
Denn erst durch den Erfolg der NSDAP bei den Wahlen im Jahr 1932 wurde der Weg frei, Adolf Hitler zum Reichskanzler zu ernennen. Das bedeutete den Todesstoß für die Demokratie und das Ende der Weimarer Republik. Nach der zwölfjährigen Gewaltherrschaft waren an die 60 Millionen Tote zu beklagen, halb Europa war eine Trümmerwüste und Deutschland war geteilt. In Oberhavel erinnern daran noch heute die Gedenkstätten in Sachsenhausen, in Ravensbrück und an weiteren Orten.
„Auch heute noch ist die Erinnerung an die Zeit vor 75 Jahren wichtig, weil viele Menschen inzwischen geschichtsvergessen sind oder – noch schlimmer – weil sie die grausamste Diktatur seit Menschengedenken lediglich für einen 'Fliegenschiss in der deutschen Geschichte' halten. Diese gefährlichen Demagogen sind mitten unter uns und vergiften unsere demokratische Gesellschaft“, betont Oranienburgs Pfarrer Friedemann Humburg, zugleich Präses der Kreissynode. „Demokratien sind verletztlich. Gerade aus Anlass des Gedenkens an das Kriegsende vor 75 Jahren müssen wir uns das besonders bewusst machen. Auch die Nachkriegsgeschichte, nicht nur in Europa, hat das immer wieder gezeigt. Auch wenn die DDR keine Demokratie war, so hat uns deren Zusammenbruch vor 30 Jahren eindrucksvoll vor Augen geführt, dass Staaten, die sich für unsterblich hielten, quasi über Nacht von der Weltkarte verschwinden können.“
Auch im Landkreis Oberhavel finden Extremisten, die aus ihrem Hass gegenüber den demokratisch gewählten Vertretern des Landes und ihrer Demokratieverachtung keinen Hehl machen, begeisterte Unterstützer. Mit hetzerischen Parolen versuchen sie, Menschen zu gegen die bestehende Demokratie in Stellung zu bringen. „Tun wir alles dafür, dass unsere Demokratie so stark und so attraktiv wird, dass deren Feinde möglichst schnell wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwinden“, wünscht sich Ludger Weskamp. „Unsere Lehre aus dem 8. Mai 1945 muss es deshalb sein, dafür zu arbeiten, dass sich solch ein Leid und Unrecht niemals wiederholen. Wir müssen dafür sorgen, dass in unserem Land niemals wieder andere Menschen auf Grund ihrer Herkunft, ihres Glaubens oder ihrer äußeren Erscheinung diskriminiert, verfolgt und verletzt werden.“
„Eine besondere Verantwortung haben wir Deutschen gegenüber dem jüdischen Volk und den in unserem Land und Landkreis lebenden Juden. Ihr freies Leben und freie Religionsausübung bedürfen unseren besonderen Schutzes“, ergänzt Friedemann Humburg im Namen der Evangelischen Kirchengemeinde Oranienburg.
Die geplante Gedenkveranstaltung aus Anlass des 75. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges werden der Landkreis Oberhavel und die Evangelische Kirchengemeinde Oranienburg nachholen, sobald dies wieder möglich ist.
Damit das Gedenken dennoch nicht gänzlich entfällt, werden auf Vorschlag des Kreiskirchenrates im gesamten Landkreis am Freitag, 08.05.2020 um 12.00 Uhr die Kirchenglocken für zehn Minuten läuten.