Afrikanische Schweinepest: Fallwild bitte sofort melden!
Landkreis errichtet Zaun um Fundgebiet / Auch außerhalb sollen erlegte Tiere sofort getestet werden / Info-Hotline für Betroffene, Bürgerinnen und Bürger wird ab Montag eingerichtet
Nordöstlich von Gransee hatte der Landkreis am Donnerstag, dem 21.11.2024, den ersten Fall der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Oberhavel registriert. Das Friedrich-Löffler-Institut hatte den Verdachtsfall bestätigt. Der Kreis hat einen ASP-Krisenstab einberufen, der von der für das Veterinäramt zuständigen Dezernentin Nancy Klatt geleitet wird und täglich zu Lagerunden zusammenkommt. Hier wurden erste Maßnahmen vorbereitet und auch umgesetzt.
Dazu gehört, dass in einem Umkreis von drei bis fünf Kilometern zunächst rund um die Fundstelle die sogenannte Kernzone umzäunt wird. Hier wird aktuell und voraussichtlich bis zum Ende dieser Woche ein Elektrozaun errichtet. „Er soll verhindern, dass mögliche weitere erkrankte Tiere aus dem Kerngebiet abwandern“, erklärt Nancy Klatt. „Deshalb ist der Zaun, der später durch einen festen, noch stabileren ersetzt werden soll, so wichtig. Daher unsere dringende Bitte: Bitte beschädigen Sie den Zaun nicht!“ Sollte es zum Beispiel Probleme mit einzelnen Wegebeziehungen geben, sollten zusätzliche Durchlässe oder ähnliches erforderlich sein, dann bittet der Landkreis um eine Information an die E-Mailadresse: vet.asp@oberhavel.de. Dorthin können sich auch Bürgerinnen und Bürger mit ihren Fragen wenden. Zusätzlich richtet der Landkreis ab Montag, 02.12.2024, eine Info-Hotline ein, die montags bis freitags – außer an Feiertagen – unter der Rufnummer 03301 601 62 22 zwischen 08.00 und 16.00 Uhr besetzt ist.
Wer ein totes Wildschwein findet, informiert bitte – am besten gleich mit der Angabe von GPS-Daten des Fundortes – umgehend das Veterinäramt des Landkreises Oberhavel unter fallwildmeldung@oberhavel.de. Um auf mögliche weitere Funde schnell reagieren zu können, hat der Kreis inzwischen an zwei Standorten Wildsammelstellen eingerichtet. „Auch wenn es gegenwärtig keine weiteren konkreten Verdachtsfälle gibt, müssen wir jederzeit damit rechnen. Oberste Priorität hat deshalb für uns, das Ausmaß des Ausbruchs festzustellen, um den Seuchenherd schnell einzugrenzen. Wichtig ist dabei, das Schwarzwild in dem als infiziert eingestuften Gebiet möglichst in Ruhe zu lassen“, erklärt Nancy Klatt.
Um das zu unterstützen, hatte der Landkreis unmittelbar nach dem Fund in einer konkret festgelegten, so bezeichneten infizierten Zone unter anderem ein Jagdverbot erlassen. Außerdem sind Hunde in diesem Gebiet an der Leine zu führen, und land- und forstwirtschaftliche Flächen dürfen vorerst nicht genutzt werden. Die Details sind auf der Homepage des Landkreises unter www.oberhavel.de/asp nachzulesen. Dort sind auch umfangreiche Informationen zu häufig gestellten Fragen zur Afrikanischen Schweinepest, zu den geltenden Restriktionen und den Sperrzonen veröffentlicht. Parallel sucht der Kreis weiter großflächig per Drohne und mit Spürhunden nach weiteren verendeten Tieren. Unterstützt wird Oberhavel dabei vom Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit. „Dafür sind wir sehr dankbar. Genauso wie für die vielen Angebote der Unterstützung, die uns in den vergangenen Tagen aus Oberhavel unter anderem von Landwirten, Schäfern, Jägern und dem Wasser- und Bodenverband erreicht haben“, sagt Landrat Alexander Tönnies.
Um alle Betroffenen zu informieren, hatte er gemeinsam mit Nancy Klatt am Dienstagnachmittag zu einer Informationsrunde eingeladen, an der auch Vertreter der unmittelbar betroffenen Kommunen, der Polizei, des Kreisbauern-, Kreisangler- und Kreisjagdverbandes, des Technischen Hilfswerkes, des Landesforstbetriebes und des Katastrophenschutzes teilnahmen.
Weitere Informationsrunden gab es am Donnerstag, 28.11.2024, mit Landwirten und mit Jägern.
Auch hier gab es viele Angebote, mitzuhelfen, um die Ausbreitung der Tierseuche einzudämmen.
Um dies auch überregional zu unterstützen, hat das Land Brandenburg die Landkreise beauftragt, weitere Schutzmaßnahmen zu ergreifen. „Die Gefahr einer Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest aus infizierten Gebieten durch kontaminierte Produkte oder Gegenstände über weite Entfernungen in freie Gebiete in Brandenburg ist weiterhin hoch“, heißt es darin. So sind auch bisher ASP-freie Gebiete gefährdet, dass sich das Virus dort ausbreitet. Deshalb sind Jägerinnen und Jäger unter anderem in Oberhavel außerhalb von infizierten Zonen aufgerufen, verstärkt Schwarzwild zu jagen und Fallwild zu suchen. Auch hier gilt: Jedes außerhalb der vorläufig infizierten Zone verendet aufgefundene Wildschwein, einschließlich Unfallwild, ist umgehend beim Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt des Landkreises Oberhavel samt Fundort zu melden. Um die Verbreitung der Seuche frühzeitig zu erkennen, müssen Jägerinnen und Jäger außerdem künftig auch außerhalb der festgelegten Restriktionszone von jedem erlegten Wildschwein Blutproben zur virologischen Untersuchung auf ASP entnehmen. Die Kreisbehörde hat dies in einer weiteren Allgemeinverfügung geregelt, die ab Freitag, 29.11.2024, gilt.
Darüber hinaus ist inzwischen klar, woher das Virus kam: „Der Genbefund hat ergeben, dass eine Ausbreitung aller Wahrscheinlichkeit vom Osten her erfolgte“, erklärt Oberhavels Amtstierärztin Uta Gallitschke. Schweinehaltende Betriebe innerhalb der infizierten Zone fordert sie auf, ihre Tiere beim Veterinäramt sofort zu melden, sofern dies noch nicht geschehen ist. Im Umkreis des Fundortes sind neben einem Großbetrieb etwa 90 Kleinstbetriebe – darunter viele private Halter – registriert. Das Veterinäramt fordert sie auf, Hygienemaßnahmen einzuhalten, um zu verhindern, dass die Seuche auf Hausschweine übertragen wird. „Auch indirekte Kontakte – beispielsweise der Eintrag des Virus über Schuhwerk oder andere Gegenstände – muss vermieden werden. Deshalb bitten wir alle Schweinehalterinnen und Schweinehalter, auf Biosicherheitsmaßnahmen zu achten.“