Hocheffiziente Technik fürs Feld
Landrat Alexander Tönnies besucht die LVA Landtechnik GmbH in Neuholland, die vom Großmähdrescher bis zum Rasentraktor Maschinen von John Deere vertreibt, wartet und repariert
Welche Perspektiven, aber auch welche Herausforderungen sehen Oberhavels Unternehmerinnen und Unternehmer für die Zukunft ihrer Betriebe? Darüber spricht Alexander Tönnies in der Reihe „Landrat vor Ort“ regelmäßig mit Menschen aus der Wirtschaft. Zuletzt war der Verwaltungschef im Liebenwalder Ortsteil Neuholland zu Gast. Gemeinsam mit WInTO-Geschäftsführerin Claudia Flick und Liebenwaldes Bürgermeister Jörn Lehmann besuchte er die LVA Landtechnik GmbH.
„Das LVA-Team ist echter Partner der Landwirtinnen und Landwirte der Region. Wie viel Service hier geboten wird und wie nah die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Endkunden sind, ist beeindruckend. Hier wird innerhalb kürzester Zeit geholfen, wenn eine Landmaschine ausfällt. Nicht der Feierabend hat Priorität, sondern die Menschen, deren wirtschaftliches Überleben an der hochmodernen Landtechnik hängt“, sagt Landrat Alexander Tönnies nach dem Rundgang über den Betriebshof. „Beeindruckend war auch, wie viel Technik in den Maschinen steckt. Die Vorstellung vom Landmaschinenschlosser, die vielerorts noch vorherrscht, ist vollkommen aus der Zeit gefallen. Für die Monteure bei LVA in Neuholland ist der PC das wichtigste Werkzeug.“
Fehlerdiagnose am Computer
Die Feldgrenzen werden per Satellit eingespielt, das Protein des Getreides beim Mähdrusch wird gemessen und die Saat bei Bestellung zentimetergenau platziert. Landmaschinen müssen hocheffizient sein, um Landwirtschaft rentabel zu halten. „Landwirte sind gezwungen, in kürzester Zeit ihre Arbeit zu schaffen, um bei dem herrschenden Preisdruck überleben zu können“, sagt der Geschäftsführer der LVA Landtechnik GmbH, Mathias Urbanek. Sein Team vertreibt, wartet und repariert Landmaschinen der US-amerikanischen Marke John Deere. Während der Erntezeit sind die Landmaschinenschlosser Tag und Nacht unterwegs, wenn es nötig ist. „Wenn ein Häcksler steht, steht die ganze Erntekette und die Verluste sind in kürzester Zeit hoch. Deshalb wird schnell geholfen. Ob ein Teil in naher Zukunft verschlissen ist, können die Landmaschinentechniker schon im Voraus am PC sehen und den Kunden vorwarnen. „Das Teil ist bestellt, noch bevor es ausfällt.“ Bei LVA kennt man den Druck, der in der Landwirtschaft herrscht, und richtet den Service darauf aus. „Das Zeitfenster für die Düngung ist eben nur ein bis zwei Tage lang, da muss im Team klar sein, was Priorität hat. Es zählt also, wer umgehend Hilfe braucht, nicht, wer als erstes angerufen hat. Und während der Erntezeit können schon mal 100 Anrufe am Tag in den jeweiligen Werkstätten eingehen“, beschreibt Vertriebsleiterin Sophia Brauer.
Der Beruf des Landmaschinentechnikers bzw. der Landmaschinentechnikerin wandelt sich mit jeder Weiterentwicklung der hochmodernen Maschinen – und die ist rasant. „Heute geht nichts mehr ohne Laptop“, sagt der Regionalleiter für Precision AG bei LVA in Neuholland, Niklas Zimmermann. „Wir sehen die Werte der Maschine und können vorhersagen, dass ein Turbolader in den nächsten zwei oder drei Tagen ausgetauscht werden muss“, so Zimmermann. In Forschung und Entwicklung werde bei John Deere viel investiert. Entsprechend hoch ist der Weiterbildungsbedarf. Für jede neue Maschine sind Qualifikationen nötig. Fehlen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Schulungen liefert John Deere gar nicht erst aus. Das Bestellsystem zeigt schon an, welche Qualifikation vorab erworben werden muss – und schlägt übrigens auch vor, welche Werkzeuge für die neue Generation Landmaschine am Standort noch fehlen. Es ist ein automatisiertes Verfahren innerhalb des Konzerns, das Vertriebspartner wie in Neuholland unterstützt – passend zu den hochmodernen Maschinen, die alle relevanten Daten für die Landwirtschaft liefert.
„Im Grunde steckt so viel Elektronik in den Fahrzeugen, dass sie autonom auf den Feldern unterwegs sein könnten“, sagt Niklas Zimmermann. In Deutschland ist das noch nicht denkbar, in den USA zum Teil aber schon Realität. John Deere nutzt amerikanische, europäische, chinesische und auch russische Satellitennavigationssysteme, um die bestmögliche Abdeckung zu gewährleisten. Darüberhinaus werden auch Daten über Mobilfunk verschickt, was immer wieder Probleme verursacht, wenn der Himmel zu bedeckt ist oder die Mobilfunkabdeckung schlecht ist. Aus diesem Grund arbeitet John Deere in Zukunft vermehrt auch mit Starlink-Satelliten zur Datenübertragung.
Die LVA Landtechnik GmbH betreibt elf Niederlassungen in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen und ist seit mehr als 35 Jahren einer der größten John-Deere-Vertragshändler in Europa. Das Angebot reicht vom Rasentraktor bis zum Großmähdrescher. 1990 begann die Erfolgsgeschichte des Unternehmens am Hauptstandort Altenweddingen (Sachsen-Anhalt) mit vier Mitarbeitern. Heute sind an allen Standorten des Unternehmens insgesamt etwa 350 Personen beschäftigt. Neuholland ist der kleinste Standort der Gruppe. Hier arbeiten 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, fünf von ihnen sind Auszubildende. Die insgesamt rund 45 Monteure in ganz Brandenburg überwachen rund 1.500 vernetzte Maschinen, fasst Geschäftsführer Mathias Urbanek die Dimension zusammen.