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Datum: 25.11.2021

Landkreis setzt sichtbares Zeichen gegen Gewalt an Frauen

Oberhavel mahnt mit Flaggenaktion zum Internationalen Gedenktag / Fahnen wehen auch an vielen weiteren Orten in Oberhavel

Die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Birgit Lipsky, der Kreistagsvorsitzende, Dr. Wolfgang Krüger und Landrat Ludger Weskamp hissen die Fahne zum internationalen Aktionstag gegen Gewalt an Frauen vor der Kreisverwaltung.

© Landkreis Oberhavel

Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache. Daran erinnerten am Mittwoch, 25.11.2021, Kreistagsvorsitzender Dr. Wolfgang Krüger, Landrat Ludger Weskamp und Oberhavels Gleichstellungsbeauftragte, Birgit Lipsky. Gemeinsam hissten sie vor der Kreisverwaltung in Oranienburg für alle sichtbar eine Fahne. Sie trägt die Aufschrift: „Wir sagen Nein zur Gewalt gegen Frauen“. Anlass ist der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen.

Denn die Gewalt gegen Frauen ist noch immer nicht gebannt: „Jede dritte Frau in Europa und Deutschland war seit ihrem 15. Lebensjahr mindestens einmal von körperlicher und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. Weit mehr als 100.000 Frauen werden jedes Jahr in Deutschland Opfer von Partnerschaftsgewalt“, informierte Ludger Weskamp. „Das sind erschreckende Zahlen. Und nicht nur das: Hinter jeder einzelnen Zahl steckt ein individuelles Schicksal, ein Mensch. Das sind Frauen, die durch die Taten nicht nur langfristig traumatisiert sind. Mit betroffen sind nicht zuletzt auch oftmals in der Familie lebende Kinder. Denn oft finden die Taten hinter verschlossenen Türen, im häuslichen Umfeld statt.“

Birgit Lipsky ergänzt: „Körperliche oder sexuelle Gewalt gehören noch immer viel zu oft und an viel zu vielen Orten zur alltäglichen Erfahrung von Mädchen und Frauen. Dagegen setzen wir heute ein sichtbares Zeichen. Klar ist: Das reicht längst nicht aus. Wir müssen uns jeden Tag aufs Neue dafür einsetzen, dass die Gewalt gegen Frauen – ob Bedrohung, Körperverletzung, Stalking, Vergewaltigung – weltweit ein Ende findet. Das fängt bei uns in Oberhavel an!“

Um diesem ehrgeizigen Ziel näher zu kommen, hatte die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises vor rund vier Wochen gemeinsam mit vielen weiteren Akteuren zu einem Fachgespräch eingeladen, das auf sehr gute Resonanz gestoßen ist. Ziel ist es, mit allen Beteiligten Ideen und Maßnahmen auszuarbeiten, wie die 2018 in Deutschland in Kraft getretene Istanbul-Konvention in Oberhavel umgesetzt werden können. „Denn auch Oberhavel möchte seinen Beitrag im Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt und Diskriminierung leisten. Die Weichen dafür sind bereits richtig gestellt worden. Jetzt ist es wichtig, dass der Zug gegen die Gewalt an Frauen Fahrt aufnimmt“, betonte Weskamp.

Die Flagge, die vor der Kreisverwaltung weht, zeigt auf orangefarbenem Grund die Gesichter verschiedener Menschen. „Die abgebildeten Köpfe beschränken sich nicht auf bestimmte Personengruppen“, erklärt Birgit Lipsky: „Sie stehen für Diversität und Intersexualität. Gewalt darf – unabhängig vom Geschlecht – niemandem widerfahren!“ Das ebenfalls auf der Flagge aufgedruckte Logo des Landkreises zeigt deshalb die Verbundenheit Oberhavels mit allen, die Gewalt erfahren mussten. Auch an weiteren Orten in Oberhavel erinnern und mahnen Flaggen vor öffentlichen Gebäuden erkennbar als Zeichen gegen Gewalt an Frauen.

Der Landkreis Oberhavel schließt sich mit dem Aufziehen der Fahne einer Kampagne der UN Women an. Die Organisation setzt sich weltweit für Frauenrechte, für die Gleichstellung der Geschlechter sowie die Stärkung von Frauen und Mädchen ein. Der Tag erinnert dabei an die drei mutigen Schwestern Mirabal, die am 25.11.1960 wegen ihres Auflehnens gegen die Militärdiktatur in der Dominikanischen Republik nach monatelanger Verfolgung und Folter ermordet wurden. Bereits 1981 riefen daraufhin lateinamerikanische und karibische Feministinnen den 25. November zum Gedenktag für die Opfer von Gewalt an Frauen aus. 1999 griffen die Vereinten Nationen dies im Zuge einer Resolution auf.

Der Landkreis Oberhavel macht – unabhängig vom Aktionstag – mit Plakaten, Postkarten und Aktionsbuttons auf das Angebot des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen" aufmerksam. Es bietet Betroffenen rund um die Uhr kostenfrei, anonym, mehrsprachig und barrierefrei unter der Nummer 08000 116 016 die Möglichkeit, sich vertraulich beraten zu lassen. Auch mit seiner Notfallkarte will der Landkreis dazu beitragen, Betroffenen in verschiedenen Lebenslagen schnell zu helfen. Die Notfallkarte ist in den Stadt- und Gemeindeverwaltungen sowie beim Landkreis Oberhavel erhältlich.