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Datum: 15.09.2023

Nein! zu Alkohol in der Schwangerschaft

Oberhavels Fachkräfte bekamen Einblick in das Leben von Menschen mit Fetaler Alkoholspektrum-Störung / Expertenveranstaltung mit 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern

Die Fetale Alkoholspektrum-Störung (FASD) stellt die häufigste angeborene Behinderung dar, die ausschließlich durch Alkoholkonsum in der Schwangerschaft ausgelöst wird. Geschätzt werden in Deutschland jährlich mindestens 10.000 Kinder mit FASD geboren. Doch was heißt das tatsächlich für die Betroffenen und wie kann ihnen geholfen werden? Pflegefamilien, Fachkräfte wie Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, pädagogisches Personal, aber auch Schülerinnen und Schüler wurden während einer durch den Fachbereich Gesundheit des Landkreises veranstalteten Expertentagung darüber aufgeklärt. Im Rahmen des Projektes „Gesund aufwachsen im Landkreis Oberhavel“ und anlässlich des Internationalen Tages des alkoholgeschädigten Kindes kamen am Freitag, 15.09.2023, rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Torhorst-Gesamtschule zusammen. Ziel war es, für das Thema zu sensibilisieren.

„Alkohol gefährdet das ungeborene Kind in der Schwangerschaft. Jeder Schluck gelangt über das Blut der Mutter in den Fötuskreislauf und kann Organschäden, besonders im Nervensystem, verursachen. Durch Verzicht auf Alkohol während der Schwangerschaft sind diese Schäden vermeidbar", erklärte Oberhavels Amtsärztin Simone Daiber.

Einblicke in das Leben mit FASD: Authentische Erfahrungen

Im Rahmen einer Kooperation mit dem FASD-Fachzentrum Berlin des Evangelischen Kinderheims Sonnenhof e.V. berichteten junge Menschen, die mit FASD leben, von ihren Erlebnissen und dem Alltag mit dieser Diagnose. Ihre ehrlichen und berührenden Geschichten gaben einen Einblick, welche Herausforderungen das Leben mit der Krankheit mit sich bringt. Hinter den vier Buchstaben FASD verbirgt sich eine komplexe Problematik, die oft unterschätzt wird. Neben möglichen körperlichen Folgen steht oft eine Gehirnschädigung im Vordergrund. Diese unsichtbare Beeinträchtigung erschwert den Betroffenen den Alltag erheblich. Anpassungen im Umgang und individuelle Interventionen sind notwendig, um eine erfolgreiche Teilhabe und Inklusion zu ermöglichen.

Ein lebendiger Dialog entstand zwischen den jungen Expertinnen und Experten mit FASD und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, darunter waren auch 23 Schülerinnen und Schüler der Torhorst-Gesamtschule. Diese nahbare Interaktion ermöglichte es, auf pragmatische und greifbare Weise Ideen, Anregungen und Hinweise für den Umgang mit Betroffenen von FASD zu vermitteln.

Der Evangelische Verein Sonnenhof e.V. engagiert sich seit über 25 Jahren in der integrativen Betreuung von Kindern, die durch pränatalen Alkoholkonsum beeinträchtigt wurden. Das FASD-Fachzentrum Berlin setzt sich aktiv für eine Sensibilisierung ein, unter anderem durch den Austausch von Erfahrungsexperten in Schulklassen. Kathleen Kunath vom Sonnenhof e.V. betonte: „Die Komplexität und das breite Spektrum von FASD zu verstehen, ist keine einfache Aufgabe. Selbst nach 17 Jahren Erfahrung staune ich immer wieder über die Vielfalt der Fälle. Es erfüllt mich mit Freude, wenn Menschen sich mit diesem Thema beschäftigen und versuchen, gerecht gegenüber Menschen mit FASD zu sein.“

„Die Veranstaltung an der Torhorst-Gesamtschule war ein Schritt in Richtung Verständnis, Sensibilisierung und Solidarität. Sie ermutigte dazu, sich tiefer mit FASD auseinanderzusetzen und damit eine inklusivere Gesellschaft zu formen“, resümierte Simone Daiber.

Prävention mit Botschaft auf Rädern

Unter dem Motto „Sag 'Nein!' zu Alkohol in der Schwangerschaft“ rollen seit August 2023 zudem drei Busse der Oberhavel Verkehrsgesellschaft durch den Landkreis, um auf die Folgen von Alkoholkonsum während der Schwangerschaft aufmerksam zu machen. In Zusammenarbeit mit der Brandenburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.V. setzen sie ein starkes Zeichen für Aufklärung und damit für Prävention.