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Datum: 16.12.2025

Trippen Schuhe: Familienunternehmen mit Kultstatus

Landrat vor Ort: Alexander Tönnies besucht die Manufaktur in Zehdenick

Landrat Alexander Tönnies besuchte jüngst die Trippen A. Spieth, M. Oehler GmbH in Zehdenick anlässlich seiner Landrat vor Ort-Tour.

© Landkreis Oberhavel/Tobias Thieme



Oberhavels Wirtschaft ist vielfältig. Unternehmerinnen und Unternehmer unterschiedlicher Branchen sorgen für eine positive Entwicklung des Landkreises. Dazu stellen sie sich täglichen Herausforderungen. Welche das sind, ist ganz unterschiedlich. Deshalb spricht Alexander Tönnies in der Reihe „Landrat vor Ort“ regelmäßig mit den Verantwortlichen über Schwierigkeiten im Firmenalltag, ihre Ideen und Perspektiven. So war der Landrat jüngst bei der Trippen A. Spieth, M. Oehler GmbH in Zehdenick zu Gast. Gemeinsam mit dem stellvertretenden Bürgermeister Marco Kalmutzke besuchte er die Manufaktur an der Industriestraße. „Hier in Zehdenick produziert Trippen avantgardistische Schuhe, die international erfolgreich sind. Gleichzeitig hat Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert. Die Schuhe sind so designt dass sie gut repariert und Verschleißteile wie Sohlen ausgetauscht werden können“, sagt Alexander Tönnies nach dem Gespräch. „Michael Oehler, Claudia Hoess und Karl Hoess sind eine mittelständische Geschäftsführung wie sie im Buche steht. Sie gehen mit ihrem Unternehmen durch dick und dünn und zeigen dabei auch große soziale Verantwortung.“ So wurde der Einsatz von Trippen 2018 mit dem Brandenburgischen Integrationspreis gewürdigt, weil das Unternehmen auch zahlreichen Kriegsflüchtlingen eine Perspektive als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gab.

Familienunternehmen mit Kultstatus

Der Name Trippen stammt von Holzsohlen. Trippen waren mittelalterliche Unterschuhe, die die eigentlichen Schuhe vom Straßenschmutz beschützten.

© Landkreis Oberhavel/Tobias Thieme



Der Name Trippen stammt von Holzsohlen. Trippen waren mittelalterliche Unterschuhe, die die eigentlichen Schuhe vom Straßenschmutz beschützten. Gegründet wurde das Unternehmen von Angela Spieth und Michael Oehler 1991 in Berlin. 1998 eröffneten sie eine eigene Produktionsstätte an der Industriestraße in Zehdenick. Heimat der Manufaktur wurde eine alte DDR-Schuhfabrik. Trippen übernahm alte VEB-Gebäuderiegel, sanierte und erweiterte sie. Das Geschäft wuchs kontinuierlich. 80 Prozent seines Umsatzes verdankte Trippen bisher seinem internationalen Kultstatus. Nur gut ein Fünftel der Schuhe wurde in Deutschland verkauft. Heute befindet sich das Unternehmen in einem Umbruch. Die Corona-Pandemie sowie Unsicherheiten wie Zollstreitigkeiten auf den internationalen Märkten haben dem Absatz geschadet. Trotzdem sagt Geschäftsführer Michael Oehler: „Wir fühlen uns wohl hier in Zehdenick. Wir wollen nirgendwo anders hin.“ Gut 30 Jahre nach der Gründung wird der Betrieb als Familienunternehmen von Michael Oehler, Claudia Hoess und deren Sohn Karl Hoess weitergeführt.

Eine Besonderheit der Trippen-Schuhe ist die konsequente Nachhaltigkeit. Die Schuhe sind so designt, dass einzelne Teile repariert oder ausgetauscht werden können. So sind viele Bestandteile der Schuhe vernäht statt geklebt. Sohlen, Fußbetten, Futter, Reißverschlüsse und Zehenstege offener Schuhe können ersetzt werden. „Wir unterstützen die Philosophie, weniger zu kaufen und lange zu nutzen“, sagt Claudia Hoess. Eine Umfrage unter mehreren hundert Kunden ergab, dass die Trippen-Schuhe mindestens sechs Jahre und auch länger halten. Langlebigkeit ist also ein Kernbestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie. Dazu gehört aber auch, Ressourcen sparsam zu nutzen und die Umwelt möglichst wenig zu belasten. Trippen verwendet zertifiziertes, vorrangig pflanzlich gegerbtes und teils ungefärbtes Leder. Und auch vegane Schuhe gehören zum Portfolio. Mit dem t-project treibt Trippen radikale und kompromisslose Lösungen für mehr Nachhaltigkeit voran. Das t-project folgt konsequent dem Gedanken der Kreislaufwirtschaft: mit Langlebigkeit, Austauschbarkeit von Komponenten und einem Zero-Waste-Konzept. Dafür wurde das Unternehmen 2024 mit dem Green Product Award ausgezeichnet.


Landrat Alexander Tönnies besichtigt die Familienmanufaktur und erfährt die Details zur Produktion der Traditionsschuhe.

© Landkreis Oberhavel/Tobias Thieme



Archiv mit 1600 Modellen
Trippen besetzt eine interessante Nische zwischen Massenproduktion und klassischer Maßanfertigung: den Manufakturbetrieb. Wer durch die Fertigung an der Industriestraße geht, sieht neben Werkbänken, Näh-, Schleif- und Poliermaschinen regalmeterweise Holz- und Kunststoffleisten für die Schuhe. Trippen hat nämlich eine weitere Besonderheit im Angebot: Kunden können aus inzwischen etwa 1600 Modellen wählen und sich individualisierte Schuhe bestellen. Sie wählen aus dem „Archiv – Made4You“ ein Modell, Lederart, Sohlenart, Farbe und Größe. Nach etwa vier bis sechs Wochen wird der fertige Schuh nach Hause geliefert.

Während Claudia Hoess und Michael Oehler noch voll im Geschäftsbetrieb stehen, ist mit Karl Hoess bereits die Folgegeneration mit an Bord. So hat Karl Hoess seinen Fokus auf Stricktechnik gelegt, die inzwischen auch für das Obermaterial von Schuhen eingesetzt wird. „Es war einer der erfolgreichsten Schuhe unserer letzten Kollektion“, sagt Claudia Hoess. Mit dem Eintritt von Karl Hoess habe das Unternehmen eine gute Zukunftsperspektive für eine mögliche Nachfolge. Und das bedeute auch eine gute Perspektive für den Wirtschaftsstandort Zehdenick. Die Geschäftsführung signalisiert mit dem Bekenntnis zur Stadt und seiner sozialen Verantwortung im Umgang mit Beschäftigten Stabilität und Zuverlässigkeit. Denn trotz der Umbrüche heute seien den Unternehmern gerechte Löhne und faire Arbeitsbedingungen wichtig. Ausgehend vom Balkan-Krieg in den Neunzigerjahren über die Kriege in Afghanistan und Syrien engagierte sich Trippen in der Integration von Kriegsflüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Das Unternehmen bot Sprachunterricht und Jobs an.

https://de.trippen.com/