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Datum: 28.03.2024

Oberhavel als sichere Heimat

Landkreis bereitet sich auf die Unterbringung von rund 1.700 geflüchteten Menschen vor / Standorte für Unterkünfte im Überblick

Preußischer Hof Liebenwalde 2024

© Landkreis Oberhavel/Ivonne Pelz


Laut der aktuellen Prognose des Landes Brandenburg soll der Landkreis Oberhavel in diesem Jahr 1.748 geflüchtete Menschen aufnehmen. Mehr als 500 von ihnen sollten ursprünglich bereits 2023 im Kreis ankommen. Das Land hatte für 2023 zuletzt etwas mehr als 1.800 Geflüchtete für Oberhavel prognostiziert.

„Das sogenannte Aufnahmesoll des Landes konnte Oberhavel im vergangenen Jahr zwar nicht ganz erfüllen, aber mehr als 700 neu aufgenommenen Menschen haben wir 2023 in Gemeinschaftsunterkünften oder Wohnungen eine sichere Unterkunft geboten“, erklärt Oberhavels neuer Sozialdezernent Tobias Berger. „Für 2024 müssen wir nun zusätzliche Kapazitäten schaffen, um das vom Land vorgegebene Soll erfüllen zu können. Denn selbstverständlich wollen wir auch in Oberhavel unseren solidarischen Beitrag für diejenigen Menschen leisten, die vor Krieg, Gewalt oder anderen Bedrohungen, oft aus Angst um Leib und Leben, fliehen mussten.“ Die vorhandenen Unterkünfte – derzeit sind weniger als 150 Plätze frei – reichen dafür nicht aus. Deshalb legt der Landkreis jetzt einen Plan vor, in welchen Kommunen 2024 neue Unterkünfte entstehen sollen. „Unsere große Herausforderung dabei ist, dass es weiterhin kaum nutzbare Häuser gibt. Wir werden voraussichtlich etwa 1.000 Unterbringungsmöglichkeiten bereitstellen können. Knapp die Hälfte sind in neuen Objekten geplant.“

So entstehen in der Lindenstraße in Marwitz fünf Häuser mit insgesamt 30 Wohnungen unterschiedlicher Größe. Etwa 90 Menschen können hier ein neues Zuhause finden. Zwei der Häuser – das sind etwa 36 Plätze – sollen voraussichtlich bis Ende 2024 fertiggestellt sein. Die anderen drei Gebäude werden voraussichtlich bis zum 3. Quartal 2025 bezugsfertig sein. Sie sollen zunächst der Unterbringung Geflüchteter dienen. Später werden sie zu einem Drittel für alle Wohnungssuchenden, die Sozialleistungen empfangen, sowie zu zwei Dritteln dem freien Wohnungsmarkt zur Verfügung stehen.

Am Luisenhof in Oranienburg-Eden haben die Umbauarbeiten bereits im Juli 2023 begonnen. 64 Personen könnten hier ab Ende Juli Obdach finden. In der ehemaligen Turnhalle entstehen zusätzliche Plätze für weitere 32 Personen. Die Baugenehmigung liegt dafür bereits vor.

Im Mühlenbecker Weg im Oranienburger Ortsteil Lehnitz werden voraussichtlich bis zum Jahresende vier Raummodulgebäude errichtet, die aktuell gefertigt werden. Sie dienen dazu, die vorhandene Unterkunft um mehr als 200 Plätze zu erweitern. Das Baufeld ist bereits freigemacht, die Fundamente werden in den kommenden Wochen gegossen.

Grundlegend saniert ist außerdem das Haus 1 der Gemeinschaftsunterkunft im Hennigsdorfer Ortsteil Stolpe-Süd. 80 zusätzliche Plätze werden hier voraussichtlich ab Juli 2024 verfügbar sein.

„Darüber hinaus sind wir ständig auf der Suche nach weiteren geeigneten Liegenschaften und prüfen Angebote, die dem Landkreis unterbreitet werden. So auch ein Angebot in Liebenwalde“, sagt Tobias Berger. Schon im Mai 2023 hatte der Landkreis angekündigt, ein Objekt für eine mögliche Unterbringung zu prüfen. Für das ehemalige Hotel „Preußischer Hof“ samt Grundstück hat der Landkreis jetzt – vorbehaltlich der Zustimmung des Aufsichtsrates der Gesellschaft – über seine kreiseigene Oberhavel Holding Besitz- und Verwaltungsgesellschaft mbH (OHBV) einen Kaufvertrag unterzeichnet.

In dem Objekt könnten noch in diesem Jahr – voraussichtlich ab dem vierten Quartal – etwa 110 geflüchtete Menschen untergebracht werden. In einem zweiten Schritt könnten weitere 130 Plätze entstehen. „Zuvor ist eine Renovierung erforderlich und es sind einige baurechtliche Voraussetzungen zu erfüllen“, sagt Tobias Berger. Der Landkreis wird das Objekt von der OHBV anmieten. Der Aufsichtsrat der OHBV ist darüber bereits informiert worden. Zum Erwerb des circa 38 Hektar großen Areals gehören auch die bestehenden Mietwohnungen, sie sollen erhalten bleiben. „Schließlich wollen wir den Menschen, die hier heute schon wohnen, auch langfristig eine Perspektive bieten. Vielmehr noch: Wir planen, gemeinsam mit der OHBV, die Busanbindung nach Bischofswerder auszubauen und damit die Situation für alle Bewohnerinnen und Bewohner zu verbessern.“ Die Menschen, die hier leben, wird der Kreis in Kürze zu einer Informationsveranstaltung einladen. Die Details werden den betroffenen Mieterinnen und Mietern rechtzeitig mitgeteilt.

„Darüber, wer genau hier wohnen wird, also zum Beispiel aus welchen Nationen die Menschen kommen werden, können wir zum aktuellen Zeitpunkt natürlich noch keine Aussage treffen“, sagt Tobias Berger. „Wenn Details bekannt sind, werden wir selbstverständlich auch die Stadtgemeinschaft insgesamt in geeigneter Weise informieren.“

Noch offen ist, ob auf einem Gelände am Ziegeleipark in Mildenberg Unterkünfte für Geflüchtete entstehen können. Mit der Stadt Zehdenick laufen derzeit Gespräche zu Nutzung einer Fläche. Der Zeitpunkt und die Art der Errichtung sind noch offen. Die Traglufthalle – stets als Notunterkunft gedacht – steht dabei aktuell nicht im Fokus, hat jedoch als mögliche Option weiter Bestand.


Hintergrund
Schon heute gibt es Unterkünfte für Geflüchtete in Stolpe-Süd, Lehnitz, Oranienburg, Bärenklau, Borgsdorf, Hohen Neuendorf, Zehdenick, Gransee und Fürstenberg. Insgesamt leben hier aktuell etwa 1.560 geflüchtete Menschen.

Mehr als 300 Plätze hat der Kreis im vergangenen Jahr neu geschaffen, 2024 könnten bis zu 600 dazukommen. Neben neuen Kapazitäten durch Auszüge in den Bestandsobjekten werden etwa 700 weitere Plätze zu schaffen sein, um das Aufnahmesoll des Landes zu erfüllen. Hierfür prüft der Landkreis alle Optionen, vom Erwerb oder der Anmietung weiterer Liegenschaften und Wohnungen bis zu etwaigen Notunterkünften.

2022 hatte Oberhavel fast 3.000 Menschen, die vor Kriegen, vor Verfolgung oder aus anderen Gründen aus ihrer Heimat fliehen mussten, aufgenommen.