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Datum: 02.09.2021

Barbara Zürner Umweltschutzpreis geht an das Grüneberger Streuobstwiesenprojekt „Stark wie ein Baum“ und an die Birkenwerderin Martina Wagner

Verleihung findet am 03.09.2021 im Oranienburger Oranienwerk statt

Hof Grüneberg: Schafe im Winter.

© Hof Grüneberg

Die Preisträger des diesjährigen Barbara Zürner Umweltschutzpreises stehen fest: Für ihr vielfältiges Engagement im Naturschutz werden Martina Wagner aus Birkenwerder sowie das Streuobstwiesenprojekt „Stark wie ein Baum!“ der Stiftung Hof Grüneberg ausgezeichnet. Das entschied eine Fachjury unter Vorsitz von Reiner Merker, dem Vorsitzenden des Ausschusses für ländliche Entwicklung, Umwelt- und Naturschutz.

Auf einer 5,6 Hektar großen Grünlandfläche des landwirtschaftlichen Betriebs Hof Grüneberg entstand im Oktober 2019 am Rande des Liebenberger Bruchs im europäischen Vogelschutzgebiet Natura 2000 eine der größten zusammenhängenden Streuobstwiesen Brandenburgs. Insgesamt wurden dort 531 Obstbäume gepflanzt, ausschließlich alte Hochstamm-Sorten: vor allem Apfelbäume und auch Birnen-, Quitten- und Pflaumenbäume. Die meisten der gepflanzten 42 alten Obstbaumsorten gelten als gefährdet.

Das als karitatives Naturschutzprojekt angelegte Aktion mit dem Namen „Stark wie ein Baum!“ wurde mit viel Engagement und Herzblut von der Stiftung Hof Grüneberg geplant und umgesetzt. „Die Initiative ist schon jetzt über die Grenzen von Oberhavel bekannt und hat das Potenzial, sich zum Leuchtturmprojekt für einen sozial engagierten Umwelt- und Naturschutz in Oberhavel zu entwickeln. So kann hier ein wunderbares Streuobstwiesen-Biotop entstehen, das bei entsprechender Pflege und Entwicklung Generationen überdauern kann“, sagt Umweltdezernent und Jurymitglied Egmont Hamelow.

Das Besondere dabei ist, dass es neben dem Naturschutz auch an ein großes soziales Engagement geknüpft ist. Für die Bäume der Streuobstwiese werden für zwölf Euro im Monat Baumpatenschaften vergeben, die als Spende an die Stiftung Hof Grüneberg geleistet werden. Die Stiftung Hof Grünberg wurde vor zehn Jahren von Dr. Johannes Brüning gegründet, der mit seiner Ehefrau Wendy Bartsch-Brüning den barrierefreien Urlaubs- und Reiterhof Hof Grüneberg mit vielen Angeboten, insbesondere für Familien mit Kindern mit Beeinträchtigungen, führt. Die Stiftung Hof Grüneberg kooperiert eng mit dem Kinderhospizdienst der Caritas in Berlin (s.u.) und ermöglicht betroffenen Familien und Menschen mit schweren Erkrankungen oder Handicaps einen Aufenthalt auf dem Hof Grüneberg. Auch das therapeutische Reiten wird gefördert. Die Einnahmen für die Baumpatenschaften kommen sowohl dem Kinderhospiz- und Familienbesuchsdienst der Caritas, als auch der Stiftung Hof Grüneberg zu Gute, um schwer kranke Kinder oder beeinträchtigte Menschen und ihre Familien zu unterstützen.

Seit dem Frühjahr 2020 weiden die aus England stammenden Shropshire Schafe auf der Obstbaumwiese. Der Schafsbesatz führt zu einer Düngung der Bäume und hilft dabei, Wühlmäuse zu vertreiben, die die Bäume schädigen könnten. Seither wurden 14 Lämmer geboren. Die Schafswolle wird ökologisch von einer kleinen Wollmanufaktur in Thüringen zu Wollfließjacken verarbeitet, die primär den Baumpaten angeboten werden. Im September 2019 wurde eine Kooperation mit der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde gestartet, mit dem Ziel, die neu entstandene Streuobstwiese naturschutzfachlich zu begleiten und die Entwicklung des neuen Biotops über die kommenden Jahre zu untersuchen.

Gemeinsam mit dem Labor für Rechner- und Informationssysteme der Beuth Hochschule für Technik in Berlin wurde zudem eine App entwickelt, die Informationen über das Projekt „Stark wie ein Baum!“ leicht zugänglich macht und dabei die Akquise von Baumpaten direkt unterstützt. Die App visualisiert die Obstbaumwiese mit ihren 531 Bäumen, stellt die verschiedenen Obstsorten dar und zeigt auch an, ob ein Baum schon einen Paten hat, oder ob noch ein Pate gesucht wird. Außerdem werden Hintergrundinformationen zu den 42 verschiedenen Obstbaumsorten bereitgestellt. Die App kann auf jedem Gerät ohne Installation direkt in einem beliebigen Web-Browser gestartet werden: app.stark-wie-ein-baum.de

Martina Wagner: Naturschützerin durch und durch

Der Verein Vielfalt für das Stolper Feld hat Preisträgerin Martina Wagner aus Birkenwerder für den diesjährigen Barbara Zürner Umweltschutzpreis vorgeschlagen. Die Biologin mit Schwerpunkt Vegetationskunde, Ökologie und Schutzgebietsmanagement arbeitet bei der Obersten Naturschutzbehörde Berlin. In ihrer Freizeit engagiert sie sich seit mehr als 20 Jahren aus Überzeugung und mit ansteckender Begeisterung in Naturschutz-, Landschaftspflege- und

Landschaftsplanungsprojekten in Brandenburg – mit Schwerpunkt in ihrer Heimat Oberhavel. „Martina Wagner hat in dieser Zeit mit verschiedenen Vereinen, Initiativen, Gemeinden und Landesämtern zusammengearbeitet, beraten und fachlich zugearbeitet. Sie hat selbst Projekte organisiert oder einfach Hand angelegt – alles auf rein ehrenamtlicher Basis. Seit 2015 ist sie zudem als Naturschutzhelferin der Unteren Naturschutzbehörde Oberhavel engagiert“, erläutert Egmont Hamelow die Auswahl.

Zu den zahlreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten im Bereich Naturschutz Martina Wagners zählen diverse naturschutzfachliche und landschaftsplanerische Stellungnahmen zu Planverfahren, darunter eine Zuarbeit für die Stellungnahme der Gemeinde Birkenwerder zum Autobahnausbau. Die wiederholte floristische Kartierung und fachliche Beratung der zuständigen Behörden zur Pflege der Orchideenwiesen im Briesetal sowie die jährliche Zustandskontrolle und das Monitoring der Orchideenbestände am Veltener Bernsteinsee in ehrenamtlicher Bestellung durch das Landesumweltamt Brandenburg, zählen ebenso zu den ehrenamtlichen Tätigkeiten Wagners.

„Martina Wagner und ihrer ehrenamtlichen Projektentwicklung zu Wiedervernässerungs-maßnahmen im Papenluch ist es zu verdanken, dass das Moor inzwischen wieder intakt ist und aktiv wächst. Martina Wagners fachliche Expertise und ihre menschliche, anpackende Art, begeistert zahlreiche andere Naturschützer und treibt so immer weitere Projekte voran. Dieses außergewöhnliche Engagement ist daher auszeichnungswürdig“, so Hamelow.

Beide Preisträger erhalten für ihr Engagement jeweils 1.000 Euro. Die Preisverleihung findet am Freitag, dem 03.09.2021, im Oranienburger Oranienwerk statt.  

Über den Barbara Zürner Umweltschutzpreis

Mit dem Barbara Zürner Umweltschutzpreis ehrt der Landkreis Oberhavel beispielhaftes Engagement im Natur- und Umweltschutz. „Dabei legen wir besonderen Wert auf Nachhaltigkeit. In Zeiten, in denen der Rückgang der biologischen Vielfalt weltweit bedrohliche Ausmaße annimmt, setzen wir alles daran, für diese Thematik zu sensibilisieren. Auch nachfolgende Generationen sollen die Kostbarkeiten in Flora und Fauna unserer Region künftig noch kennen- und schätzen lernen können. Der Umweltpreis soll Ansporn und Wertschätzung gleichermaßen sein“, sagt Umweltdezernent Egmont Hamelow.

Auszeichnungswürdig können beispielsweise Initiativen, Projekte oder Maßnahmen zum Arten- und Biotopschutz, zur Umweltbildung, zur Minderung von Umweltbeeinträchtigungen, zur Schaffung von Grünbereichen oder zur Erhaltung und Entwicklung der Landschaft sein. Bei der Vergabe des Barbara Zürner Umweltschutzpreises werden ausschließlich Erwachsene berücksichtigt. Kinder und Jugendliche können sich im kommenden Jahr wieder um den Alfred-Hundrieser-Umwelt-Förderpreis bewerben.