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Datum: 26.03.2024

Achtung Blutsauger! Die Zecken sind zurück

Neue FSME-Risikogebiete ausgewiesen. Gesundheitsamt des Landkreises Oberhavel rät zur Vorsicht und bietet Impfberatungen an.

Simone Daiber, Amtsärztin

© Karsten Schirmer


Wer mit dem Hund regelmäßig spazieren geht oder Freigängerkatzen zu Hause hat, dürfte sie bereits entdeckt haben: Zecken. Die Tiere kriechen auf der Suche nach einem Wirt vermehrt aus ihren Winterquartieren im Boden, sobald die Temperaturen steigen. Häufig sind die blutsaugenden Parasiten bereits ab sieben Grad Celsius aktiv und deutlich häufiger jetzt, da der Frühling durchstartet. Das Gesundheitsamt Oberhavel appelliert deshalb an alle Naturfreunde, wachsam zu sein. Zecken sind Überträger von Borrelien und des Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus, kurz: FSME. „Wichtig ist es deshalb, seinen Körper nach jedem Aufenthalt in der Natur abzusuchen“, rät Oberhavels Amtsärztin Simone Daiber. Denn Zecken stechen in der Regel nicht sofort zu, sie wandern auf der Suche nach einer bevorzugten Stelle für ihre Blutmahlzeit teils sogar Stunden über den Körper eines Wirtes.

Die Spinnentiere warten an Gräsern, Büschen und im Laub auf ein potenzielles Opfer. Mit Widerhaken an ihren Vorderbeinen halten sie sich an ihm fest. Es gibt also weitere Tipps, um sich gegen Zecken zu schützen. „Auf langer und heller Kleidung sind die Tiere schneller zu erkennen. Insektenabweisende Sprays halten sie außerdem für einige Zeit auf Abstand“, sagt Simone Daiber und empfiehlt: „Auch wenn es in Brandenburg noch nicht ganz so akut ist: Eine Impfung gegen FSME hilft, das Risiko einer Infektion infolge eines Zeckenstiches zu mindern.“ Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Menschen, die in FSME-Risikogebieten leben oder dorthin reisen, die Impfung unbedingt vornehmen zu lassen.

In Deutschland besteht ein Risiko für eine FSME-Infektion vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen, in Sachsen und seit 2022 auch im Südosten Brandenburgs. 2024 sind zwei neue Risikogebiete hinzugekommen. In Brandenburg ist das neben den bereits für FSME-Fälle bekannten Landkreisen Oberspreewald-Lausitz, Oder-Spree und Spree-Neiße das Gebiet der Stadt Frankfurt/Oder. In Thüringen hat das Robert-Koch-Institut vor Kurzem den Landkreis Altenburger Land zu einem weiteren Risikogebiet erklärt. Aktuell gelten damit 180 Kreise in Deutschland als FSME-Risikogebiete.




Impfungen gegen FSME
Für die Grundimmunisierung sind drei Impfungen nötig. Ein bis drei Monate nach der ersten Impfung wird die zweite Dosis verabreicht, eine dritte Impfung erfolgt dann – je nach verwendetem Impfstoff – erst nach mehreren Monaten. „Schon 14 Tage nach der zweiten Impfung besteht für die meisten Menschen ein Schutz, der für die laufende Saison zunächst ausreichend ist. Daher ist es sinnvoll, die Impfserie bald zu beginnen“, erklärt Simone Daiber. „Wird ein besonders schneller Schutz benötigt, zum Beispiel bei kurzfristig geplanten Reisen in FSME-Risikogebiete, gibt es auch dafür verschiedene Impfmöglichkeiten.“

Hausärzte informieren über die Impfung und bieten sie auch an. Auch das Gesundheitsamt Oberhavel bietet eine reisemedizinische Impfberatung an – und zwar immer freitags von 10.00 bis 12.00 Uhr (außer an Feiertagen) in der Havelstraße 29. Eine vorherige Terminvereinbarung ist nicht notwendig.

Langzeitschäden durch übertragene Viren
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis ist eine durch das FSME-Virus ausgelöste Krankheit, die bei Patienten zu einer Entzündung der Hirnhaut, des Gehirns und/oder des Rückenmarks führen und sogar tödlich enden kann. Vor allem Menschen ab 60 Jahren haben ein erhöhtes Risiko, schwer zu erkranken. FSME ist nicht ursächlich behandelbar. Das bedeutet, dass Ärzte nur Beschwerden wie hohes Fieber oder Schmerzen lindern können. Das FSME-Virus an sich muss der Körper des Betroffenen allein bekämpfen. Nach einer überstandenen FSME-Virusinfektion können jedoch Langzeitschäden wie Schluckbeschwerden oder Lähmungserscheinungen bestehen bleiben.

Die Borreliose dagegen ist eine durch ein Bakterium ausgelöste Infektionskrankheit. Die Bakterien können das Nervensystem, die Gelenke und Organe sowie das Gewebe befallen und dort schwere Schäden anrichten. Wenn Borreliose im Frühstadium erkannt wird, kann sie gut mit Antibiotika behandelt werden. Können sich die Borrelien über längere Zeit ungehindert im Körper ausbreiten, können sie irreparable Langzeitschäden verursachen. Eine Antibiotikatherapie kann sich dann auch über mehrere Wochen hinziehen. Gegen Borreliose gibt es – anders als gegen FSME – keine Impfung für Menschen.

Wie entfernt man eine Zecke?
Im Falle eines Zeckenbisses ist es günstig, eine Pinzette, eine Zeckenzange oder Zeckenkarte sowie Desinfektionsmittel und Pflaster griffbereit zu haben. Die Zecke sollte man möglichst gerade herausziehen. Der Körper der Zecke sollte dabei möglichst nicht gequetscht werden, da sonst Krankheitserreger aus der Zecke in die Stichstelle gelangen könnten. Danach die Bissstelle sorgfältig desinfizieren. „Generell gilt: Gehen Sie unbedingt zum Arzt, wenn sich die Stelle rötet oder entzündet oder Sie ein bis zwei Wochen nach dem Stich grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen bekommen. Als typisches Frühzeichen einer Erkrankung zeigt sich häufig auch eine Wanderröte einige Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich. Die Infektion kann der Hausarzt oder die Hausärztin mit einem Bluttest nachweisen“, sagt Amtsärztin Simone Daiber.

Weitergehende Informationen
zum Thema Zecken und Schutzmaßnahmen sind unter www.bgv-zeckenschutz.de zu finden.
Die aktuelle Karte der FSME-Risikogebiete stellt das Robert-Koch-Institut unter www.rki.de bereit.