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Datum: 24.03.2023

Achtung, die Zecken werden munter!

Neue FSME-Gebiete ausgewiesen / Gesundheitsamt Oberhavel rät zu Vorsicht und bietet Impfberatungen an

Wenn die Temperaturen wieder steigen und das warme Frühlingswetter uns Menschen in die Natur lockt, dann werden auch die Zecken munter und kommen aus ihren Überwinterungsquartieren hervor. Schon ab etwa sieben Grad Celsius suchen sie wieder nach einer „Blutmahlzeit“. Das Gesundheitsamt in Oberhavel appelliert deshalb an alle Naturfreunde und Hobbygärtner, wachsam zu sein und Vorkehrungen zu treffen. Denn viele Oberhavelerinnen und Oberhaveler sind angesichts der frühlingshaften Temperaturen jetzt wieder zum Spazierengehen in den Wäldern und Parks unterwegs, in ihren Gärten aktiv oder planen den Osterurlaub in der Natur. Genau dort lauern die Tiere.

Zecken, auch bekannt als der gemeine Holzbock, sind Überträger von Borrelien und des Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus, kurz: FSME, daher sollten die Menschen unbedingt Vorsorgemaßnahmen treffen. „Lange und helle Kleidung hält nicht nur Zecken ab, sondern hilft auch, Sonnenbrand zu vermeiden. Insektenabweisende Sprays halten die Tiere für einige Zeit auf Abstand. Außerdem sollte man den Körper nach jedem Aufenthalt in der Natur absuchen“, rät Oberhavels Amtsärztin Simone Daiber. „Auch, wenn es in Brandenburg noch nicht ganz so akut ist: Eine Impfung gegen FSME hilft, das Risiko einer Infektion in Folge eines Zeckenstiches zu mindern.“

Impfungen gegen FSME sind möglich
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Menschen, die in FSME-Risikogebieten leben oder dorthin reisen, die Impfung unbedingt vornehmen zu lassen. Risikogebiete sind zum Beispiel Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen, das südöstliche Thüringen und Sachsen Auch in Brandenburg gibt es mit den Landkreisen Oberspreewald-Lausitz, Oder-Spree und Spree-Neiße seit dem vergangenen Jahr Areale, die als Risikogebiete gelten. Erst im März 2023 sind neue Risikogebiete dazugekommen – darunter der Landkreis Fürstenfeldbruck, Gebiete um München und der Landkreis Anhalt-Bitterfeld.

Für die Grundimmunisierung sind drei Impfungen nötig. Ein bis drei Monate nach der ersten Impfung wird die zweite Impfdosis verabreicht, eine dritte Impfung erfolgt dann, je nach verwendetem Impfstoff erst nach mehreren Monaten. Schon 14 Tage nach der zweiten Impfung besteht für die meisten Geimpften ein Schutz, der für die laufende Saison zunächst ausreichend ist. Daher ist es sinnvoll, die Impfserie bald zu beginnen. Wird ein besonders schneller Schutz benötigt, zum Beispiel bei kurzfristig geplanten Reisen in FSME-Risikogebiete, gibt es auch dafür verschiedene Impfmöglichkeiten.

Hausärzte informieren über die Impfung und bieten sie auch an. Beratung bietet auch das Gesundheitsamt Oberhavel in der Havelstraße 29: Jeden Freitag von 10.00 bis 12.00 Uhr (außer an Feiertagen) wird eine reisemedizinische Impfberatung angeboten. Eine vorherige Terminvereinbarung ist nicht notwendig.

Gut zu wissen: Wie entfernt man eine Zecke?
Im Falle eines Zeckenbisses ist es günstig, eine Pinzette, eine Zeckenzange oder Zeckenkarte sowie Desinfektionsmittel und Pflaster griffbereit zu haben. Die Zecke sollte man möglichst gerade herausziehen. Dabei bitte darauf achten, dass der Körper der Zecke möglichst nicht gequetscht wird, da sonst Krankheitserreger aus der Zecke in die Stichstelle hereingedrückt werden könnten. Danach die Bissstelle sorgfältig desinfizieren. Auf keinen Fall sollte man die Zecke mit Klebstoff oder Nagellack beträufeln, da hierdurch die Übertragung von Krankheitserregern auf den Menschen noch begünstigt werden kann.

„Generell gilt: Gehen Sie unbedingt zum Arzt, wenn sich die Stelle rötet oder entzündet oder Sie ein bis zwei Wochen nach dem Stich grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen bekommen. Als typisches Frühzeichen einer Erkrankung zeigt sich häufig auch eine Wanderröte einige Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich. Die Infektion kann mittels eines Bluttests vom Hausarzt festgestellt werden“, sagt Amtsärztin Simone Daiber.

Hintergrund
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis ist eine durch das FSME-Virus ausgelöste Krankheit, die bei Patienten zu einer Entzündung der Hirnhaut, des Gehirns und/oder des Rückenmarks führen und sogar tödlich enden kann. Vor allem Menschen ab 60 Jahren haben ein erhöhtes Risiko, schwer zu erkranken. FSME ist nicht ursächlich behandelbar. Das bedeutet, dass Ärzte nur Beschwerden wie hohes Fieber oder Schmerzen lindern können. Das FSME-Virus an sich muss der Körper des Betroffenen allein bekämpfen. Nach einer überstandenen FSME-Virusinfektion können jedoch Langzeitschäden wie Schluckbeschwerden oder Lähmungserscheinungen bestehen bleiben.

Die Borreliose dagegen ist eine durch Bakterium ausgelöste Infektionskrankheit. Die Bakterien können das Nervensystem, die Gelenke und Organe sowie das Gewebe befallen und dort schwere Schäden anrichten. Wenn Borreliose im Frühstadium erkannt wird, kann sie gut mit Antibiotika behandelt werden. Können sich die Borrelien über längere Zeit ungehindert im Körper ausbreiten, können sie irreparable Langzeitschäden verursachen. Eine Antibiotikatherapie kann sich dann auch über mehrere Wochen hinziehen. Gegen Borreliose gibt es – anders als gegen FSME – keine Impfung für den Menschen.

Übrigens: Wer Haustiere hat, sollte bei den Vorsorgemaßnahmen auch an die Vierbeiner denken. Denn die Zeckenzeit für Hunde oder Katzen entspricht der Zeckenzeit für Menschen.

Weitergehende Informationen
zum Thema Zecken und Schutzmaßnahmen sind zu finden unter: www.zecken.de
und: www.bgv-zeckenschutz.de
Eine Karte der FSME-Risikogebiete findet sich unter: www.rki.de/DE/Content/InfAZ/F/FSME/Karte_Tab.html


Simone Daiber

© Landkreis Oberhavel