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Datum: 29.07.2022

„Das Sterben und die Sterbebegleitung gehören in die Mitte der Gesellschaft“

Im Rahmen seiner Sommertour besuchte Landrat Alexander Tönnies das stationäre Hospiz Oberhavel Lebensklänge

Landrat Alexander Tönnies besuchte im Rahmen seiner Sommertour das stationäre Hospiz Oberhavel Lebensklänge: Pflegedienstleiterin Bernadette Collatz, Einrichtungsleiterin ist Beatrice Marzahn, Landrat Alexander Tönnies, Dr. med. Detlef Troppens, Geschäftsführer der Oberhavel Kliniken (von links nach rechts)

© Landkreis Oberhavel

Hospiz ist vom lateinischen Wort "hospitium" abgeleitet und bedeutet Herberge und Gastfreundschaft. Das stationäre Hospiz Oberhavel Lebensklänge will seinen Bewohnerinnen und Bewohnern sowie deren Angehörigen eine Wohnstätte für die letzten Wochen und Monate sein, in der sie bestmöglich betreut werden und sich angenommen und zu Hause fühlen. Es bietet schwerstkranken Menschen in Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Haus-, Fach- und Palliativärzten eine umfassende palliativ-medizinische Behandlung und Pflege. Im Rahmen seiner Sommertour besuchte Landrat Alexander Tönnies das stationäre Hospiz, um sich persönlich einen Eindruck von der wichtigen Arbeit vor Ort zu verschaffen.

„Leider wird das Sterben oft tabuisiert, dabei gehört es zum Leben dazu. Früher oder später macht jeder von uns die Erfahrung, sich von einem lieben Menschen verabschieden und sich auch mit dem eigenen Sterben beschäftigen zu müssen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch die vielen ehrenamtlich engagierten Menschen für das Hospiz setzen sich für eine andersartige Kultur im Umgang mit Sterben, Tod und Trauer ein und halten das Bewusstsein wach, dass das Sterben und die Sterbebegleitung in die Mitte unserer Gesellschaft gehört. Den wertvollen Beitrag, den die Menschen hier mit ihrer Arbeit für ein Sterben in Würde und zur Unterstützung und Entlastung der Angehörigen leisten, kann ich gar nicht hoch genug würdigen“, sagte Tönnies bei seinem Besuch.

Unheilbar Kranke können im stationären Hospiz schmerzfrei, professionell umsorgt und im Kreise ihrer Familie das letzte Stück ihres Lebensweges gehen. Dafür sorgt das 22-köpfige Team von Pflegefachkräften unter Anleitung von Bernadette Collatz. Zudem gibt es eine Sozialarbeiterin und eine Hauswirtschafterin. Einrichtungsleiterin ist Beatrice Marzahn: „Den Aufenthalt im Hospiz finanzieren die Kranken- und Pflegekassen für gesetzlich Versicherte zu 95 Prozent. Die restlichen fünf Prozent müssen durch Spenden erbracht werden. Den Hospizgästen selbst entstehen keine Kosten.“

Um Spenden bemüht sich der Förderverein Stationäres Hospiz Oberhavel e. V. Er organisiert Spendeninitiativen für das Hospiz, koordiniert die Hilfe von ehrenamtlich Tätigen und engagiert sich für die Vernetzung mit anderen Einrichtungen und Organisationen aus dem Bereich der Palliativmedizin beziehungsweise -pflege in der Region Oberhavel.

Denn die Nachfrage nach einem Platz ist seit der Eröffnung sehr hoch, das Hospiz gut ausgelastet. „Aufgrund des demografischen Wandels nimmt der Bedarf weiter zu. Es wird eine Warteliste geführt, aber auch nach Dringlichkeit entschieden“, sagte Dr. med. Detlef Troppens, Geschäftsführer der Oberhavel Kliniken, die das stationäre Hospiz über eine Tochtergesellschaft betreiben.

2014 wurde die Einrichtung im Oranienburger Ortsteil Eden mit zwölf Plätzen eröffnet, seit der Eröffnung des Erweiterungsbaus im Jahr 2020 stehen dauerhaft 15 Hospizplätze zur Verfügung. Die jeweils 19 Quadratmeter großen Einzelzimmer verfügen über einen eigenen Zugang zur Terrasse und zum Garten. Im Hospizgebäude gibt es ein Gästezimmer für Angehörige sowie gemeinsam nutzbare Räumlichkeiten, wie die Therapieräume, ein Wohnraum, ein Raum der Stille sowie ein Entspannungsbad.

Personalengpässe wie in anderen Pflegebereichen hat das stationäre Hospiz erfreulicherweise nicht. „Natürlich ist es eine große seelische Belastung, seinen Arbeitsalltag mit schlimmen Schicksalen von Sterbenden zu verbringen. Aber unsere Pflegekräfte sind genau dahingehend ausgebildet. Der Weg jedes Patienten in unserem Haus ist klar, wir versuchen nur, ihn für die Betroffenen selbst und ihre Angehörigen so angenehm wie möglich zu gestalten“, sagte Bernadette Collatz.