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Datum: 03.09.2019

Streng verboten: Alkohol in der Schwangerschaft – die Auswirkungen sind fatal

Landkreis Oberhavel veranstaltet eine Fachveranstaltung zum Thema Fetales Alkoholsyndrom am 11.09.2019

In einer Studie der Charité aus dem Jahr 2007 gaben 58 Prozent der befragten Schwangeren an, gelegentlich Alkohol zu trinken. In Deutschland werden jedes Jahr etwa 10.000 Neugeborene – das sind rund 0,6 Prozent aller Neugeborenen – mit Alkoholschäden zur Welt gebracht. Von diesen Kindern zeigen etwa 4.000 das Vollbild des Fetalen Alkoholsyndroms. Sie sind ein Leben lang körperlich, geistig und seelisch behindert. In ihrer Fähigkeit, sich an die Anforderungen des Alltags anzupassen, benötigen sie intensive Unterstützung. Voraussetzung dafür ist eine möglichst frühe Diagnose der Erkrankung und damit früh einsetzende Behandlung und Unterstützung zur Verbesserung der Teilhabe.

„Alkohol hat von den vielfältigen in der Schwangerschaft auf das Kind potenziell toxisch wirkenden Stoffen leider die größte Verbreitung und die größte gesellschaftliche Konsumakzeptanz. Da bildet Oberhavel keine Ausnahme“, sagt die zuständige Jugend- und Gesundheitsdezernentin, Kerstin Niendorf. "Die Bereiche Jugend, Soziales und Gesundheit arbeiten hier eng zusammen, um Hilfen für die Entwicklung der betroffenen Kinder zu leisten. Häufig leben diese in Pflegefamilien oder müssen dauerhaft durch das Jugendamt betreut werden."

Fachtag Alkoholsyndrom Pressegespräch

© Landkreis Oberhavel/Irina Schmidt

FASD wäre durch einen Verzicht auf Alkohol in der Schwangerschaft vollständig vermeidbar. „Da jedoch statistisch gesehen nur eine von fünf Frauen in westlichen Ländern während der Schwangerschaft konsequent auf jeglichen Alkoholkonsum verzichtet, sind alkoholbedingte Schädigungen weit verbreitet“, so Niendorf. Das Fetale Alkoholsyndrom ist nach Angaben des Robert-Koch-Instituts in Deutschland mit im Durchschnitt einem betroffenen Kind bei 350 Geburten die häufigste Ursache für geistige Behinderungen. Es ist damit beispielsweise doppelt so häufig wie das genetisch bedingte Down-Syndrom.

Um Fachkräfte und auch die Öffentlichkeit stärker für das Thema zu sensibilisieren, veranstaltet der Fachbereich Jugend in Kooperation mit dem Fachbereich Gesundheit am Mittwoch, dem 11.09.2019, eine Fachveranstaltung im Kreistagssaal zum Fetalen Alkoholsyndrom (Fetal Alcohol Spectrum Disorder – FASD). Anlass ist der Tag des alkoholgeschädigten Kindes (09.09.2019), der in dieser Form erstmals auch im Landkreis Oberhavel begangen wird. Mit der Veranstaltung spricht der Landkreis einen breiten Kreis von pädagogischen, ärztlichen und weiteren Fachkräften an.

„Wir möchten zum einen über Hintergründe, Folgen und Behandlungsmöglichkeiten alkoholbedingter vorgeburtlich geschädigter Kinder informieren und einen Beitrag leisten, die Kenntnisse zu diesem herausfordernden Thema zu erweitern, vor allem aber auch Bemühungen im Hinblick auf einen Ausbau der präventiven Angebote im Landkreis Oberhavel anregen“, sagt die Leiterin des Fachbereiches Jugend, Kirstin Fussan. An der von der AG Kinderschutz im Landkreis Oberhavel initiierten Veranstaltung nehmen von Seiten des Landkreises auch zahlreiche sozialpädagogische Fachkräfte des Fachbereiches Jugend sowie Ärztinnen und Psychologen des Fachbereiches Gesundheit teil.

Für Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe sind das Erkennen von Symptomen und die Einleitung einer spezialisierten Diagnostik und Therapie des Fetalen Alkoholsyndroms nicht nur im Kindesalter eine Herausforderung. „Wir bieten einen Einblick in den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung. Wir wollen diskutieren, welche umfassenden Präventionsmaßnahmen bereits existieren und wie Angebote, auch für Diagnostik und verbesserte Teilhabechancen, geschaffen oder ausgeweitet werden müssen", so Cathrin Pelz vom Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst im Fachbereich Gesundheit des Landkreises.

„Es könnte so einfach sein: Finger weg vom Alkohol in der Schwangerschaft, denn eigentlich wissen werdende Eltern, dass Alkohol dem Ungeborenen schadet. Nun ist es unsere Aufgabe, dieses Wissen wieder mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken“, so Kerstin Niendorf. 

Schwangerschaft und Alkohol passen nicht zusammen.

© Antonioguillem - Adobe Stock

Kontaktdaten für Betroffene:

Fachbereich Jugend
Adolf-Dechert-Straße 1, 16515 Oranienburg
Netzwerkkoordinator Frühe Hilfen Frank Hartwig
Telefon: 03301 601-4864
E-Mail: Frank.Hartwig@Oberhavel.de

Fachbereich Gesundheit
Havelstraße 29, 16515 Oranienburg
Telefon: 03301 601-3751
Fachbereichsleiter und Amtsarzt Christian Schulze
FB-Gesundheit@oberhavel.de