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Datum: 30.07.2021

Vom Rittergut übers Seelabor auf die Streuobstwiese

Im zweiten Teil seiner Sommertour war Landrat Ludger Weskamp im Norden Oberhavels unterwegs

Vor Ort sein und mit den Menschen in Oberhavel direkt ins Gespräch kommen – das ist auch in diesem Jahr Ziel der Sommertour von Landrat Ludger Weskamp. Er besucht daher erneut Unternehmen, Einrichtungen und Vereine ganz unterschiedlicher Art, um sich aus erster Hand über die alltägliche Arbeit während der Coronapandemie und über Zukunftspläne der besuchten Stationen auszutauschen.

Der zweite Teil seiner Sommertour führte Landrat Ludger Weskamp am Freitag, 30.07.2021 in den Norden Oberhavels. In Fürstenberg besuchte er das Gut Boltenhof. Die Eigentümer Jan-Uwe und Andrea Riest, die das aus dem 19. Jahrhundert stammende, ehemalige Rittergut seit dem Jahr 2015 betreiben, haben es sich zur Aufgabe gemacht, einen ökologisch wie auch wirtschaftlich nachhaltigen Ort zu schaffen. Der Hof kombiniert Ferienwohnungen und Landhotel sowie ein kleines Restaurant. Über das ganze Jahr verteilt finden kleine und größere Veranstaltungen statt. Die Gutsbesitzer berichteten auch von den Auswirkungen der pandemiebedingten Einschränkungen auf ihr Tourismusangebot. „Trotz Lockdown war 2020 ein Jahr der guten Veränderungen. Wir haben die Zeit genutzt und das Hauptgebäude aufwendig mit Jugendstilelementen saniert, unseren Hofladen in den Alten Rinderstall verlegt und unser Essensangebot – coronabedingt auf ein Take Away-Angebot reduziert. Diese Entwicklungen waren sozusagen die Geburtsstunde unseres „GUTESS“ als Menü-Restaurants mit gehobener Küche und unserer Weideküche, zugeschnitten auf Familien: in beiden Restaurants kochen unsere sterneküchen-erfahrenen Köche aus Berlin. Wir möchten dem Gast zeigen, was unser Umland an frischem biologisch erzeugtem Gemüse zu bieten hat, ihn überraschen und mit einem besonderen Erlebnis nach Hause begleiten“, erzählte Gastgeber Jan-Uwe Riest. Landrat  Ludger Weskamp zeigte sich im Gespräch beeindruckt vom Engagement der Gutsbesitzer: „Gut Boltenhof hat aus der Not eine Tugend gemacht und ist auf die Entwicklungen, die die Pandemie mit sich bringt, eingegangen. In Zeiten, wo mobiles Arbeiten eine Selbstverständlichkeit geworden ist, geht das Team auf den Trend Workation ein und ermöglicht eine Mischung aus Home Office und Urlaub nach Feierabend, die mit Gleichgesinnten erlebt wird.“

Gut Boltenhof: Die Inhaber des Gutes Boltenhof, Andrea und Jan-Uwe Riest mit Landrat Ludger Weskamp (rechts).

© Landkreis Oberhavel

Anschließend machte der Landrat am Leibnitz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Neuglobsow Station. Das bundesweit größte und international renommierte Forschungszentrum für Binnengewässer beschäftigt sich unter anderem mit den Veränderungen des Sauerstoffgehalts in Süßwasserseen. Dieser nimmt – das zeigt eine neue Studie, an der das IGB mitgewirkt hat – rapide ab; und zwar um ein Vielfaches schneller als in den Ozeanen. So sank in den vergangenen vier Jahrzehnten der Sauerstoffgehalt im tiefen Wasser von Seen der gemäßigten Breiten um fast 19 Prozent. Den Rückgang führen die Forschenden des IGB vor allem auf den Klimawandel zurück. „Binnengewässer werden in der aktuellen Klimadiskussion nach wie vor zu wenig berücksichtigt, obwohl Veränderungen dieser Ökosysteme weitreichende Konsequenzen für uns Menschen haben. In einigen deutschen Seen, beispielsweise im Stechlinsee, ist der Sauerstoffschwund schon kritisch und führt zu vollständig sauerstofffreien Zonen in der Tiefe. Dies bedroht nicht nur Tiere, sondern auch wichtige Ökosystemfunktionen der Gewässer wie etwa die Trinkwasserversorgung“, erläuterte Professor Hans-Peter Grossart, Co-Autor der neuen Studie, dem Landrat.

Leibniz-Institut für Gewässerökologie: Professor Hans-Peter Grossart (rechts) und sein Kollege Thomas Gonsiorczyk vom IGB im Gespräch mit Landrat Ludger Weskamp direkt auf dem Seelabor.

© Landkreis Oberhavel

Gemeinsam besuchten sie im Anschluss das Seelabor mit der sogenannten Enclosure-Anlage auf dem Stechlinsee, die vom Landkreis vorerst bis 2030 genehmigt wurde. „Der Stechlin kränkelt. Das Brandenburger Umweltministerium hat deshalb Anfang des Jahres eine Arbeitsgruppe zum Stechlinsee eingerichtet, in der auch die untere Naturschutz- und Wasserbehörde des Landkreises Mitglied ist. In der AG Stechlin werden aktuell Maßnahmen abgestimmt, um den Stechlin wieder zu dem Klarwassersee im Norden Deutschlands zu machen, der er lange Zeit war“, so Weskamp.

Danach ging es für den Landrat weiter ins Löwenberger Land. In Hoppenrade besuchte Weskamp den Apfelhof Wähnert. Hier ist der Name Programm: Stolze 45 alte Sorten zählt das Sortiment des Familienunternehmens, für das bereits zwischen 1946 und 1952 mit der Anpflanzung von 400 Apfelbäumen der Grundstein gelegt wurde. Noch immer sind Apfelbäume der Betriebsschwerpunkt, aber auch Pfirsich-, Pflaumen- und Birnenbäume wachsen auf der rund zehn Hektar großen Anbaufläche. Insgesamt sind es 500 Bäume. Auf dem Hof wird gemostet; auch Gartenbesitzer mit eigenen Früchten können sich melden. Der Großteil des Ertrags wird aber im Hofladen zum Verkauf angeboten, außerdem hofeigene Produkte wie Honig, Säfte, Eier und saisonales Gemüse. Der Hofladen hat sich mittlerweile zu einem Bioladen mitten auf dem Land gemausert, von hier beliefert Susann Wähnert ihre Kunden wöchentlich mit den beliebten „Grünen Kisten“, die online bestellt werden können. Daneben gibt es zwei Ferienwohnungen. Inhaberin Susann Wähnert und ihr Mann Stefan führten den Landrat über den Hof und berichteten von einer während der Pandemiezeit spürbaren Zunahme der Nachfrage nach den Produkten des Bio-Hofes, zu dem auch Hühner, Enten, Gänse, Schafe und einige Bienenvölker gehören. „Wir freuen uns sehr darüber, dass die Nachfrage nach unseren Produkten im vergangenen Jahr so gewachsen ist. Mittlerweile bringt sie uns manchmal sogar an unsere personellen Grenzen“, erzählte Betreiberin Susann Wähnert. Eine Lösung konnte der Landrat für dieses Problem nicht aus dem Ärmel schütteln, versprach aber: „Wir kennen die Probleme unserer Landwirte und Anbieter regionaler Produkte sehr gut. Deshalb ist es uns ein wichtiges Anliegen, an der Landwirtschaftsschule Luisenhof des Landkreises Oberhavel weiterhin als moderne Bildungseinrichtung für den ländlichen Raum festzuhalten.“

Apfelhof Wähnert: Das Ehepaar Wähnert mit Landrat Ludger Weskamp auf der Streuobstwiese in Hoppenrade.

© Landkreis Oberhavel

Der letzte Stopp seiner Sommerreise führte den Landrat schließlich in den Ziegeleipark nach Mildenberg. Anlass war die Vernissage zur Ausstellung „Impressionen – Unterwegs in Brandenburg und Berlin“ der Oberhaveler Künstlerin Kerstin Wüstenhöfer. In der Galerie Kugelmühle zeigt sie noch bis Ende Oktober 63 Fotografien. Zur Ausstellungseröffnung, an der auch Zehdenicks Bürgermeister Bert Kronenberg und Ziegeleiparkleiter Roy Lepschies teilnahmen, sagte Weskamp: „Die Werke von Kerstin Wüstenhöfer zeigen Impressionen aus der Mitte unseres Landes. Aus Oberhavel, Brandenburg und aus Berlin. Ihre Kunst vermittelt dabei die ganze Bandbreite unserer Region – von den Landschaften über die Menschen, die hier leben, bis hin zu den Emotionen, die wir mit unserer Heimat Oberhavel verbinden. Ich freue mich sehr über die Kunstwerke aus und in Oberhavel.“