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Datum: 22.10.2021

Kinderschutz: Gemeinsam Verantwortung übernehmen

Arbeitsgruppe Kinderschutz erarbeitet Kinderschutzkonzept für Oberhavel / Social-Media-Kampagne geplant

Kinderschutz ist dem Landkreis Oberhavel wichtig.

© Landkreis Oberhavel

134 Kinder musste das Jugendamt in Oberhavel im Jahr 2020 in Obhut nehmen, weil ihr Wohl gefährdet war. Das waren zwei Fälle mehr als 2019 und zeigt: Kinderschutz ist in Oberhavel ein Thema, das im Fokus bleiben muss. Um Kindern und Jugendlichen in Oberhavel ein gesundes und sicheres Aufwachsen zu ermöglichen und sie vor Gefahren zu schützen, gibt es deshalb schon seit 1997 die Arbeitsgruppe Kinderschutz, der Akteure aus vielen unterschiedlichen Bereichen angehören.

Die Mitglieder kommen aus verschiedenen Ressorts der Kreisverwaltung, aus den Städten und Gemeinden des Landkreises, dem Schulamt, der Polizeiinspektion Oberhavel, dem Amtsgericht Oranienburg und den Oberhavel Kliniken. Vertreten sind außerdem das Netzwerk Gesunde Kinder, der Kreisjugendring und der Kreissportbund, Beratungsstellen, die insoweit erfahrenen Fachkräfte und freie Träger der Kinder- und Jugendhilfe.

Erarbeitung eines Kinderschutzkonzeptes

Als Basis der künftigen Arbeit für alle, die sich für den Kinderschutz im Landkreis engagieren, arbeitet die Gruppe jetzt an der Entwicklung eines einheitlichen Kinderschutzkonzeptes. „Ehrenamtlich und hauptamtlich Tätigen soll das Papier gleichermaßen Leitfaden, Orientierungshilfe und Informationsquelle sein. Es soll insgesamt die Kinderschutzarbeit erleichtern“, erklärt die Leiterin des Fachbereiches Jugend, Kirstin Fussan. „So sollen etablierte wie auch neu entwickelte Projekte beschrieben, Angebote und Verfahren vorgestellt und Strukturen verdeutlicht werden.“

In dem Konzept, das den Arbeitstitel „Gemeinsam Verantwortung übernehmen“ trägt, sollen sich alle Informationen, Ansprechpartner und Akteure, Vereinbarungen sowie Maßnahmen zur Prävention und Intervention zum Thema wiederfinden. Erklärt werden beispielsweise die Aufgaben der Jugendhilfe und der Gesundheitsdienste, aber auch von Kitas, Schulen, Polizei und Familiengerichten.

„Kindeswohlgefährdung hat viele Gesichter. Und sie tritt in allen Gesellschaftsschichten und Altersgruppen der jungen Menschen auf. Sie zu erkennen und professionell und sicher darauf zu reagieren, ist entscheidend, um den Schutz der Kinder zu gewährleisten“, erklärt Diana Grothe, Leiterin der Arbeitsgruppe und Kinderschutzkoordinatorin des Landkreises Oberhavel. Prinzipiell gilt: Je jünger das Kind, desto größer ist die Gefahr. „Jeden Einzelfall betrachten wir individuell und mit größter Sorgfalt. Deshalb kann es auch keine Patentlösung geben, nach der das Jugendamt oder andere, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, vorgehen. Das Kinderschutzkonzept soll aber dazu beitragen, Orientierung zu geben und Kooperationen zu stärken.“ Denn auch das ist ein wichtiges Anliegen der AG Kinderschutz: Kooperationsvereinbarungen sollen künftig helfen, Verantwortung und Prozesse transparent zu regeln, um langfristig die Zahl der Inobhutnahmen zu senken.

Im Jahr 2020 hat der Fachbereich Jugend des Landkreises Oberhavel insgesamt 388 Gefährdungseinschätzungen aufgrund eines Verdachts auf eine Kindeswohlgefährdung durchgeführt. In 146 Fällen musste dabei eine akute, in 63 Fällen eine latente Gefährdung des Kindeswohls festgestellt werden. „Insgesamt hat sich demzufolge in mehr als der Hälfte der Gefährdungseinschätzungen der Verdacht bestätigt“, informiert Kirstin Fussan.

Die AG Kinderschutz erarbeitet ein Kinderschutzkonzept.

© Landkreis Oberhavel

Social-Media-Kampagne #wirhoerendirzu!

Aufklären, wo es Hilfe für gefährdete Kinder und Jugendliche gibt, soll die Social-Media-Kampagne #wirhoerendirzu! Denn soziale Kontakte konnten gerade während der Coronapandemie nicht wie gewohnt stattfinden und brachen in manchen Fällen sogar ganz ab. „Für manche Kinder und Jugendliche stellte das eine echte Herausforderung dar – gerade dann, wenn sie sich in einer krisenhaften Situation befanden. Der fehlende Zugang zu Schulen, Freizeiteinrichtungen und zu Freunden führte dabei zu einer Verstärkung der Problematik. Wir gehen deshalb von einer hohen Dunkelziffer der Kindeswohlgefährdungen aus“, so Fussan. „Es hat sich gezeigt, wie wichtig regionale Netzwerke und Meldeketten sind, genauso wie eine hohe Sensibilität der Öffentlichkeit, um drohender Vernachlässigung, Misshandlung und Gewalt gegen Kinder und Jugendliche entgegen zu wirken.“

Die Kinderschutzkampagne #wirhoerendirzu! will die Arbeit der kommunalen Jugendämter zur Gewährleistung des Kinderschutzes unterstützen und das Wohl von Kindern und Jugendlichen noch besser schützen. Für die Kampagne haben viele regionale Jugendämter – so auch Oberhavel – eigene Videoclips produziert, mit denen sie Kinder und Jugendliche direkt ansprechen und über ihre Hilfe- und Unterstützungsangebote vor Ort informieren. Mit einem eigenen Gesicht aus der Region wird für Engagement zum Schutz von Kindern und Jugendlichen geworben.

Mit der Durchführung der Kinderschutzkampagne #wirhoerendirzu! ist die Fachstelle Kinderschutz im Land Brandenburg betraut. Das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg stellt dafür 8.500 Euro bereit. Kooperationspartner sind der Landespräventionsrat Brandenburg sowie die Start gGmbH mit dem Kinderschutzfond, die sich jeweils mit zusätzlichen Mitteln beteiligen.

Wichtige Rufnummern und Webseiten zum Kinderschutz

Der Fachbereich Jugend des Landkreises Oberhavel ist zum Thema Kinderschutz unter den Rufnummern 03301 601-499 (Kinderschutzkoordination) und 03301 601-4821 (Tagesdienst) zu folgenden Servicezeiten telefonisch erreichbar:

Montag und Mittwoch 09.00 - 12.00 und 13.00 - 14.00 Uhr
Dienstag
09.00 - 12.00 und 13.00 - 18.00 Uhr
Donnerstag 09.00 - 12.00 und 13.00 - 16.00 Uhr
Freitag
09.00 - 12.00 Uhr

Außerhalb der Servicezeiten steht das Krisentelefon des Kinder- und Jugendnotdienstes unter 0800 000 9836 zur Verfügung.

Weitere Rufnummern:

  • Kinderrettungsstelle der Oberhavel Kliniken GmbH: 03301 663025
  • Nummer gegen Kummer für Kinder und Jugendliche: 116 111
  • Nummer gegen Kummer für Erwachsene: 0800 1110550
  • Hilfetelefon sexueller Missbrauch: 0800 22 55 530

Fachkräfte finden bei den insoweit erfahrenen Fachkräften Rat, deren Kontaktdaten unter www.kinderschutz-ohv.de zu finden sind, sowie rund um die Uhr bei der Kinderschutzhotline unter 0800 19 21 000 (www.kinderschutzhotline.de).

Auch folgende Internetseiten können weiterhelfen: