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Datum: 08.09.2020

Heidekrautbahn: Reaktivierung voranbringen

Voruntersuchung zur Wiederbelebung der stillgelegten Strecke zwischen Wensickendorf und Liebenwalde beauftragt / Partner investieren gemeinsam mehr als 400.000 Euro

von links: Oranienburgs Bürgermeister Alexander Laesicke, Liebenwaldes Bürgermeister Jörn Lehmann, Landrat Ludger Weskamp und NEB Betriebsgesellschaft Geschäftsführer Detlef Bröcker

© Landkreis Oberhavel

Für die Reaktivierung des Streckenabschnitts Wensickendorf – Liebenwalde der Heidekrautbahn ziehen Oberhavels Landrat Ludger Weskamp und Detlef Bröcker, Geschäftsführer der NEB Betriebsgesellschaft mbH, gemeinsam mit Oranienburgs Bürgermeister Alexander Laesicke und Liebenswaldes Bürgermeister Jörn Lehmann an einem Strang. Bei einem Ortstermin am Bahnhof im Oranienburger Ortsteil Wensickendorf informierten sie am Dienstag, 08.09.2020 über den aktuellen Sachstand.

Gemeinsam wollen die Partner erreichen, dass der Bahnbetrieb auf dem 1997 eingestellten, etwa 13 Kilometer langen Streckenast wiederaufgenommen wird. Dafür wird die NEB jetzt eine Voruntersuchung zur Reaktivierung der Bahnstrecke beauftragen. An den Kosten für die Leistungsphasen 1 und 2, also für die Grundlagenermittlung und die Vorplanung des Vorhabens, beteiligen sich alle Partner. Betrachtet werden dabei neben den Gleisanlagen, Bahnsteigen und Bahnübergängen auch die Brücken und Durchlässe auf dem Streckenabschnitt, ebenso wie elektrischen Sicherungsanlagen und Umweltbelange. Bereits im Sommer 2019 hatte die NEB gemeinsam mit der Stadt Liebenwalde eine Potentialanalyse für die Reaktivierung des Streckenabschnitts Wensickendorf – Liebenwalde vorgestellt. Am 05.09.2020 war die Studie Thema im Nahverkehrsbeirat des Landkreises. Laut Machbarkeitsstudie liegen die erforderlichen Kosten für die Infrastrukturmaßnahme bei circa 25 Millionen Euro.

„Unser Ziel ist die Aufnahme des Vorhabens in den Nahverkehrsplan des Landes Brandenburg, der zum Jahr 2023 neu erstellt wird“, erläutert Landrat Ludger Weskamp. „Damit die Streckenerweiterung dort Einzug hält, gehen wir jetzt die nächsten Schritte. Es ist klar, dass bis zur Realisierung des Projektes ein weiter Weg vor uns liegt. Doch hier in Vorleistung zu gehen, lohnt sich! Denn die Wiederbelebung des Streckenabschnitts bis Liebenwalde ist ein wichtiger Baustein für die Anbindung von Oberhavels Norden an den ÖPNV. Deshalb ist dieser Streckenabschnitt auch im Mobilitätskonzept des Landkreises enthalten.“

Reaktivierung des Streckenabschnitts Wensickendorf - Liebenwalde der Heidekrautbahn

© Landkreis Oberhavel

NEB-Chef Detlef Brücker unterstützt das Vorhaben: „Die Niederbarnimer Eisenbahn hat ein großes Interesse an der Verlängerung der Heidekrautbahn. Dass sie machbar ist, hat uns die Studie im vergangenen Jahr bereits gezeigt. Die positiven Auswirkungen auf das Gesamtnetz ergeben sich dabei aus der Bilanz der erzielten Personenkilometer. Für den neuen Abschnitt ist mit etwa 5.300 Personenkilometern pro Werktag zu rechnen, für das Gesamtnetz der Heidekrautbahn mit rund 12.000 Personenkilometern pro Werktag.“

Liebenswaldes Bürgermeister Jörn Lehmann spricht sich ebenfalls für den Bau des Streckenabschnitts aus: „Die Verbindung ermöglicht die unmittelbare Erschließung von rund 3.600 Einwohnerinnen und Einwohnern mit dem Schienenpersonennahverkehr, die sich ausgesprochen positiv auf die Stadtentwicklung Liebenswaldes auswirken würde. Daher beteiligen wir uns an der Voruntersuchung gern auch finanziell. Zusätzlich plant Liebenwalde schon jetzt den Bau von etwa 30 P+R-Plätzen am Bahnhof.“

Auch Oranienburgs Bürgermeister Alexander Laesicke steht zu dem Projekt: „Von der Streckenverlängerung würden die Einwohnerinnen und Einwohner in unseren Ortsteilen deutlich profitieren. Die Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs in diesen Teilen unserer Stadt wird nicht nur dringend gebraucht, sondern setzt zugleich ein wichtiges Signal in Sachen Mobilitätswende.“


Hintergrund
Die Heidekrautbahn (RB27) verbindet seit 1901 die Stadt Berlin mit den heutigen Landkreisen Oberhavel und Barnim. Derzeit fährt die Linie RB27 von Berlin-Karow nach Groß Schönebeck/Schmachtenhagen. Seit 2011 werden zusätzlich Verstärkerfahrten nach Berlin Gesundbrunnen angeboten.

Für den künftigen Ausbau der Infrastruktur im Land Brandenburg haben die Länder Brandenburg und Berlin gemeinsam mit der Deutschen Bahn AG im Oktober 2017 eine „Rahmenvereinbarung über das Entwicklungskonzept für die Infrastruktur des Schienenverkehrs in Berlin und Brandenburg – i2030“ geschlossen. Die Planungen werden vom VBB koordiniert und gemeinsam mit den Ländern und der Deutschen Bahn umgesetzt. Dabei werden acht Teilprojekte untersucht. Im Teilprojekt „Nordbahn/Heidekrautbahn“ findet eine enge Zusammenarbeit mit der Niederbarnimer Eisenbahn AG (NEB) statt.

Um die Planungen zu beschleunigen unterzeichneten die Länder Berlin und Brandenburg sowie die NEB Anfang 2019 eine Vereinbarung, die Planungsleistungen in Höhe von 760.000 Euro umfasst. Ziel ist die Reaktivierung der Stammstrecke zwischen Berlin-Wilhelmsruh und Basdorf über Schildow. Perspektivisch wird die direkte Verbindung von Basdorf nach Berlin-Gesundbrunnen angestrebt. Es sollen acht neue Haltepunkte entstehen. Die NEB strebt außerdem an, auf der Strecke teilweise wasserstoffbetriebene Fahrzeuge anstelle der bisherigen Diesel-Triebwagen einzusetzen.