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Datum: 27.06.2022

Erster Affenpockenfall in Oberhavel bestätigt

Betroffener in 21-tägiger Isolation / Gesundheitsamt ermittelt Kontaktpersonen

In Oberhavel ist der erste Fall von Affenpocken bestätigt worden. Wie das Konsiliarlabor für Pockenviren in Berlin am Montag, 27.06.2022, bestätigte, wurde das Virus bei einem 62-jährigen Patienten zweifelsfrei nachgewiesen. „Der Patient zeigt die charakteristischen Hautveränderungen und hat sich sofort beim Auftreten der ersten Anzeichen isoliert. Er hat sich sehr vorbildlich verhalten und das Gesundheitsamt frühzeitig über den Verdacht informiert“, sagt die kommissarische Amtsärztin Simone Daiber.

Wenn ein ungewöhnlicher Ausschlag bemerkt und eine Infektion mit Affenpocken in Erwägung gezogen wird, sollte sich der oder die Betroffene bei ersten Symptomen sofort isolieren und der Hausarzt kontaktiert werden. „Betroffene müssen sich solange isolieren, bis der Schorf und die Krusten gänzlich abgeheilt und abgefallen sind, jedoch für mindestens 21 Tage“, informiert die Amtsärztin weiter. Dem Patienten geht es den Umständen entsprechend gut. Das Gesundheitsamt ermittelt derzeit alle Kontaktpersonen des Betroffenen. Sie müssen sich ebenfalls in eine 21-tägige Isolation begeben.

„Aufgrund der bisher vorliegenden medizinischen Erkenntnisse gehen wir davon aus, dass das Virus nicht so leicht übertragbar ist. Ausbrüche können wirksam eingegrenzt werden, wenn schnell gehandelt wird und sich die Betroffenen und ihre Kontaktpersonen vollständig isolieren. Sicherlich wird es immer wieder Einzelfälle geben, aber eine Situation wie beim Coronavirus ist nach jetzigem Stand unwahrscheinlich, da die Affenpocken nicht so ansteckend sind. Für die allgemeine Bevölkerung besteht daher aktuell keine Gefahr“, sagt Landrat Alexander Tönnies.

In Deutschland sind mit Stand vom 27.06.2022 beim Robert-Koch-Institut (RKI) 765 Fälle von Affenpocken identifiziert worden, davon 14 in Brandenburg. Diese Fälle stehen im Zusammenhang mit weiteren Affenpocken-Fällen, die im Mai 2022 in verschiedenen Ländern außerhalb Afrikas registriert worden sind. Das Besondere daran ist, dass zum einen die Betroffenen zuvor nicht – wie sonst in der Vergangenheit – in west- und zentralafrikanische Länder gereist waren, in denen das Virus verbreitet ist, und zum anderen, dass viele Übertragungen offenbar im Rahmen von sexuellen Aktivitäten zwischen Männern erfolgt sein könnten. Soweit bekannt, erkranken die meisten Betroffenen gegenwärtig nicht schwer.

„Weitere Fälle sind auch in Oberhavel zu erwarten“, informiert Simone Daiber. „Nach unserem derzeitigen Wissen ist für die Übertragung des Erregers ein enger Kontakt erforderlich, anders als beispielsweise beim Coronavirus, wo die Übertragung hauptsächlich über Tröpfchen oder Aerosole in der Luft erfolgt. Deshalb kann gegenwärtig davon ausgegangen werden, dass eine ausbruchsartige weite Verbreitung vermieden werden kann. Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland schätzt das RKI nach derzeitigen Erkenntnissen als gering ein“, so die Ärztin.

Im Gegensatz zu den seit 1980 ausgerotteten Menschenpocken verlaufen Affenpocken in der Regel deutlich milder; die meisten Menschen erholen sich innerhalb von mehreren Wochen. Eine Übertragung des Virus ist generell bei engem Kontakt und über kontaminierte Materialien möglich. Die Inkubationszeit kann bis zu drei Wochen betragen.

„Erste Symptome der Krankheit sind Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen und geschwollene Lymphknoten. Einige Tage nach dem Auftreten von Fieber entwickeln sich Hautveränderungen, die gleichzeitig die Stadien vom Fleck bis zur Pustel durchlaufen und letztlich verkrusten und abfallen. Der Ausschlag konzentriert sich in der Regel auf Gesicht, Handflächen und Fußsohlen“, so Simone Daiber. Die Haut- und Schleimhautveränderungen können auch auf dem Mund, den Genitalien und den Augen auftreten. Die Symptome halten in der Regel zwischen zwei und vier Wochen an und verschwinden ohne Behandlung von selbst.

Aufgrund der Ähnlichkeit der Viren schützen Impfstoffe, die zum Schutz vor den echten Pocken entwickelt wurden, auch vor Affenpocken. Die Pflicht zur Erstimpfung wurde in der BRD 1976 und in der DDR 1982 aufgehoben. In der EU ist seit 2013 ein Pocken-Impfstoff zugelassen (Imvanex), der besser verträglich ist als ältere Pockenimpfstoffe. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt den Pockenimpfstoff Imvanex nur für bestimmte Risikogruppen. Der Impfstoff kann ab 18 Jahren eingesetzt werden.


Weitere Informationen unter:
www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Affenpocken/affenpocken_gesamt.html
www.rki.de/DE/Content/InfAZ/A/Affenpocken/Ausbruch-2022-Situation-Deutschland.html


Gesundheitsamt Oberhavel

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