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Datum: 26.07.2021

„Wir dürfen die Pflegebedürftigen, ihre Angehörigen und das Pflegepersonal nicht alleine lassen“

Auf Sommertour: Landrat Ludger Weskamp besucht das Caritas-Seniorenzentrum St. Elisabeth in Velten und das Medizintechnik-Unternehmen Pentracor in Hennigsdorf

Landrat Ludger Weskamp unternimmt auch in diesem Jahr eine Sommertour, bei der er Unternehmen und Einrichtungen ganz unterschiedlicher Art besucht, um sich mit den Geschäftsführenden und Betreibern über die alltägliche Arbeit in der Coronapandemie, aber auch über die Zukunftspläne der Unternehmen auszutauschen.

Zum Auftakt besuchte der Landrat gemeinsam mit Veltens Bürgermeisterin Ines Hübner am Freitag, 23.07.2021, das Seniorenzentrum St. Elisabeth in Velten, eine Einrichtung der Caritas, die 1995 eröffnet wurde. Das Seniorenzentrum umfasst die vollstationäre Pflege, Tagespflege und Kurzzeitpflege sowie ein Seniorenwohnhaus mit Service für die Bewohnerinnen und Bewohner. Gegenwärtig sind 137 Personen im Bereich vollstationäre Pflege und Kurzzeitpflege untergebracht, zusätzlich gibt es 14 Plätze in der Tagespflege sowie 68 Wohneinheiten mit einem Service für die Seniorinnen und Senioren. Sie alle werden von rund 100 Mitarbeitenden in der Pflege und Hauswirtschaft betreut.


© Landkreis Oberhavel


„Sechs Prozent aller Oberhaveler sind heute schon pflegebedürftig, Tendenz steigend. Einrichtungen wie das Caritas-Seniorenzentrum St. Elisabeth werden in den kommenden Jahren noch wichtiger, nicht nur für die Pflegebedürftigen selbst, sondern auch für ihre Angehörigen, die ebenso nicht alleine gelassen werden dürfen wie das Pflegepersonal in den Einrichtungen vor Ort“, sagte Ludger Weskamp im Gespräch in der Ofenstadt.

Denn nicht nur die Einschränkungen durch die Coronapandemie waren und sind für die Heimbewohner und das Pflegepersonal in den vergangenen Monaten eine große Herausforderung gewesen.

Besuch des Landrates im Seniorenzentrum St. Elisabeth, im Beisein von Bürgermeisterin ines Hübner: Regionalleiter Michael Fitzek und die komissarische Zentrumsleiterin Leonie Schmale (r.) führen durchs Haus.

„Die Coronapandemie hat unseren Mitarbeitenden und unseren Bewohnerinnen und Bewohnern sowie deren Angehörigen viel abverlangt. Unsere Bewohnerinnen und Bewohner mussten mit sehr starken Einschränkungen in der Selbstbestimmung und sozialen Teilhabe umgehen, bis hin zu starken Besuchsbeschränkungen und teilweise sogar Besuchsverboten für Angehörige und Bekannte,“ lässt die kommissarische Leiterin des Seniorenzentrums, Leonie Schmale, die vergangenen Monate Revue passieren. „Wir haben immer kreative und individuelle Lösungen gesucht, dennoch kann niemand die Umarmung eines Ehepartners, einer Tochter oder des Enkelkindes ersetzen. Unsere große Bitte ist es, dass zum einen die Möglichkeiten der Schnelltestungen am Wochenende erweitert werden, damit auch dann Besuche unter den aktuellen Bedingungen möglich sind. Zum anderen wünschen wir uns ein frühzeitiges Management zur Erhaltung der Immunisierung und zum Schutz vor einer Infektion mit dem Coronavirus oder den Mutanten. Auf keinen Fall wollen wir den Seniorinnen und Senioren ähnliche Beschränkungen wie im vergangenen Herbst und Winter zumuten müssen“, betont die Zentrumsleiterin.

„Der Landkreis unterstützt Pflegeeinrichtungen bereits intensiv. „Im Rahmen des Landesprogramms Pakt für Pflege möchten wir die Pflege vor Ort weiter stärken. Der Landkreis plant den Ausbau des Angebotes der Pflegestützpunkte, insbesondere bei den Hausbesuchen und Außensprechstunden, um auch Menschen, die nicht mobil sind, für eine individuelle Pflege- und Sozialberatung zu erreichen“, versprach der Landrat.


© Landkreis Oberhavel


Zudem wird mit dem Pflegekoordinator ein neuer Ansprechpartner in der Kreisverwaltung für alle Pflegestrukturfragen sowie Vernetzung mit den regionalen Akteuren der Pflege etabliert. „Das Auswahlverfahren läuft derzeit, wir hoffen, die Stelle zum Herbst besetzen zu können“, so Weskamp.

Doch auch der Fachkräftemangel im Pflegebereich bereitet dem Heim immer größere Sorgen. „Der allgemeine Personal- und Fachkräftemangel in der Pflege ist auch für uns deutlich spürbar“, bestätigt Leonie Schmale. Deshalb setzt das Caritas-Seniorenzentrum St. Elisabeth stark auf die eigene Ausbildung von Pflegefachkräften sowie die Berufsorientierung, den Berufseinstieg und die Weiterentwicklung für Pflegehilfskräfte. „Bei der Caritas Altenhilfe kennen wir die Herausforderungen, die in der Umsetzung der neuen generalistischen Pflegeausbildung liegen. Hier im Landkreis sind wir offen für einen Dialog und einen Verbund zur Verbesserung der Ausbildungsstrukturen“, betont Leonie Schmale.

„Über fehlende Bewerberinnen und Bewerber in den Pflegeberufen kann sich die AGUS Akademie in Oranienburg derzeit nicht beklagen. Aktuell liegt die Ausbildungskapazität der AGUS Pflegeschule bei 232 Plätzen in den Pflegeberufen. 2018, als die Oberhavel Kliniken die AGUS Pflegeschule für den Landkreis mit übernommen haben, gab es 106 Schülerinnen und Schüler. Die Entwicklung stimmt mich optimistisch“, so der Landrat.

Schon heute zählt die AGUS Akademie zu den größten Pflegeschulen im Land Brandenburg. Inzwischen bilden mehr als 50 Pflegeeinrichtungen aus der Region Oberhavel ihre Auszubildenden über die AGUS Akademie aus. Das St. Elisabeth bildet vordringlich an der caritaseigenen Pflegeschule St. Hildegard in Berlin aus, auf Wunsch können die Auszubildenden aber auch die AGUS-Akademie für die schulische Ausbildung nutzen. Zum 01.10.2021 werden drei neue Kurse mit jeweils 28 Schülerinnen und Schülern die generalistische Pflegeausbildung starten.

Die Verantwortlichen bei der Caritas bewerteten den Austausch mit Landrat Ludger Weskamp im Nachgang als sehr offen und konstruktiv und danken für diese Möglichkeit des Dialogs.

Made in Hennigsdorf: Vielversprechende Behandlung von Coronapatienten

Im Anschluss stattete der Landrat der Firma Pentracor in Hennigsdorf einen Besuch ab. Das Medizintechnikunternehmen Pentracor stellt mit nahezu 40 hoch qualifizierten Mitarbeitern als weltweit einziges Unternehmen international, in Hennigsdorf entwickelte, patentierte Apherese-Filter, so genannte CRP-Adsorber, her. Die Therapie funktioniert mittels Blutwäsche. Mit dem patentgeschützten Produkt PentraSorb konnten bereits vielversprechende Behandlungserfolge bei Patientinnen und Patienten mit schweren COVID-19-Verläufen erzielt werden.

„Unsere Methode setzt darauf, dass fortschreitende innere Gewebeschäden bei Patienten nach akuten Ereignissen wie einem Herzinfarkt nachhaltig eingedämmt werden. Herzgewebe bleibt so erhalten. Die Herzleistung nach Infarkt fällt messbar besser aus. PentraSorb unterliegt keinen Anwendungseinschränkungen für spezifische Krankheitsbilder, wie es hingegen bei Medikamenten für jedes einzelne Anwendungsgebiet unabdingbar ist, und kann beispielsweise auch bei Schlaganfallpatienten und rheumatischen Erkrankungen eingesetzt werden“, erläuterte der Geschäftsführer von Pentracor, Dr. Ahmed Sheriff, der Pentracor 2010 gegründet hat.


© Landkreis Oberhavel

Erfolgreich bei Covid-19

Bei Covid-19 lässt sich die Prognose des weiteren Krankheitsverlaufs von Patienten an den gemessenen CRP-Spiegeln ablesen. Ein schneller Anstieg des CRP auf hohe Werte weist demnach auf eine kommende Beatmungspflicht in der Intensivstation und eine ungünstige Prognose hin. Das interpretieren Mediziner als eine Art überschießende Immunreaktion in Reaktion auf das Virus. Sie führt letztlich zur Entsorgung von sauerstoffunterversorgten, aber noch lebensfähigen Lungenzellen. Dieser Prozess kann direkt oder indirekt todesursächlich wirken. Im Klinikum Havelhöhe in Berlin gibt es inzwischen eine ganze Reihe von erfolgreich mit der Therapie der CRP-Apherese und dem Filter von Pentracor behandelten Fällen. PentraSorb ist patentgeschützt und wird von allen Krankenkassen in Deutschland erstattet.

Die Firma Pentracor ist für den Zukunftspreis Brandenburg 2021 nominiert. Sechs Preisträger und ein Unternehmen als Sonderpreisträger werden im Finale am 12. November im Airport Center Berlin Schönefeld mit dem wichtigsten Wirtschaftspreis Brandenburgs gekürt. „Wir fühlen uns durch die Nominierung sehr geehrt“, sagte Pentracor Geschäftsführer Dr. Ahmed Sheriff.

„Ich freue mich sehr, dass unser Konzept, insbesondere den Life-Science-Sektor in Hennigsdorf in den vergangenen Jahren nachhaltig zu stärken, Früchte trägt. Dass eine weltweit einzigartige Therapie bei uns in Oberhavel entwickelt wurde und auch dazu beitragen kann, das Pandemiegeschehen nachhaltig positiv zu beeinflussen, ist eine unterstützenswerte Erfolgsgeschichte“, sagte Landrat Ludger Weskamp.