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Datum: 30.05.2018

"Ankommen. Weiterkommen. Zukunft gestalten."

Auf der ersten Bildungskonferenz des Landkreises diskutierten 170 Teilnehmer, wie Bildung zur Integration Geflüchteter beitragen kann

"Ankommen. Weiterkommen. Zukunft gestalten. Wie kann Bildung zur Integration Geflüchteter beitragen?" Unter diesem Titel fand heute die erste Fachkonferenz Bildung und Integration des Landkreises Oberhavel im Oranienburger Oranienwerk statt. 170 Fachkräfte aus Praxis und Verwaltung sowie Ehrenamtliche, die in den Bereichen Kita, Schule, Jugendarbeit, Ausbildung, Arbeit, Sprachkurse und kulturelle Bildung mit geflüchteten Menschen arbeiten, nahmen an der Konferenz teil. Den Impulsvortrag hielt Dr. Tim Eyßell vom Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg zum Thema „Bildungsteilhabe als Integrationsmotor?“. In sechs verschiedenen Workshops zu den Themen Kita, Schule, Ausbildung, Arbeit, kulturelle Bildung sowie Sprache wurde anschließend diskutiert und erarbeitet, auf welche Weise Bildung zur Integration Geflüchteter bei uns im Landkreis beitragen kann.

Landrat Ludger Weskamp begrüßte die Teilnehmer. „Bildung ist der Schlüssel zur Welt. Dieses Motto gilt auch für die vielen neu zugewanderten Menschen, die in Oberhavel aufgrund von Flucht und Vertreibung hier eine neue Heimat gefunden haben. Wir haben seit 2015 gemeinsam mit den Willkommensinitiativen viel bewegt, u.a. den Servicepunkt Migration in Oranienburg als zentrale Anlaufstelle für alle Migrantinnen und Migranten geschaffen. Um uns den Aufgaben der Integration Geflüchteter auch weiterhin professionell widmen zu können, benötigen wir den konstruktiven Austausch mit den heutigen Konferenzteilnehmern, denn sie gestalten Integration vor Ort“, so Weskamp.

Förderprogramm "Kommunale Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte"

Oberhavel gehört zu den Landkreisen, die als Erstes in Brandenburg am Förderprogramm des Bildungsministeriums "Kommunale Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte" teilgenommen haben, das am 01.09.2016 gestartet ist und eine komplette Übersicht zu Bildungsangeboten für Geflüchtete erarbeitet und veröffentlicht hat. Auf der Bildungskonferenz wurden zudem erste Ergebnisse zur aktuellen Bildungssituation von Geflüchteten im Landkreis Oberhavel präsentiert.

So nutzen im Bereich der frühkindlichen Bildung viele geflüchtete Familien bereits die Betreuungsangebote von Kita und Hort. Im Bereich der schulischen Allgemeinbildung sind insbesondere die Übergangssituationen zwischen Kita, Grundschule und weiterführender allgemeinbildender Schule zu Beruf von besonderem bildungspolitischen Interesse für den Landkreis. Da sich im Schuljahr 2017/18 insgesamt etwa 25 % der Einzugliedernden in Abschlussklassen (6., 9. und 10. Klasse) befinden, muss hier ein besonderes Augenmerk auf Information und Beratung der Schülerinnen und Schüler und deren Eltern am Übergang gelegt werden. Darüber hinaus stellt die Schulsozialarbeit ein wichtiges Angebot der Integrationsunterstützung im Schulalltag dar.

Die Begleitung von jungen Geflüchteten in Ausbildung oder Arbeit ist ein zentrales Anliegen für eine erfolgreiche Integration. Bisher gibt es landkreisweit nur sehr wenige ausländische Schülerinnen und Schüler in der dualen oder schulischen Berufsausbildung. Fördermaßnahmen an Oberstufenzentren und Initiativen im ländlichen Raum, wie das Projekt "Einstieg Oberhavel", zeigen jedoch erste Vermittlungserfolge. Nach Ende der ersten zwei vollen Schuljahre des neuen Bildungsgangs BFS-G-Plus an den Oberstufenzentren muss ab dem Sommer 2018 eine Auswertung der tatsächlich erreichten Abschlüsse und Integrationen in Ausbildung oder Arbeit erfolgen, um Angebote für den folgenden Jahrgang und notwendige Anschlussmaßnahmen zu planen.

Aus den Daten des Jobcenters Oberhavel ist zu erkennen, dass die Mehrzahl der Geflüchteten über mangelhafte formale Qualifikationen verfügt. Trotzdem gelingen bereits Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt. Gerade vor dem Hintergrund fehlender Qualifikationsnachweise empfiehlt es sich, den Fokus zunächst auf die tatsächlich vorhandenen Fach- und Methodenkompetenzen zu legen, um ressourcenorientiert die nächsten Schritte zu einer nachhaltigen Integration in den Arbeitsmarkt zu planen. Langwierige Weiterbildungsprozesse überfordern Geflüchtete ohne bildungsbiografischen Hintergrund eher.

Im Bereich der sprachlichen Weiterbildung gibt es im Landkreis ein flächendeckendes Angebot verschiedener Deutschkurse für Geflüchtete. Auch die Kreisvolkshochschule trägt hierzu neben vielen weiteren Sprachkursträgern maßgeblich bei. Die Steuerung, Koordination und Qualitätssicherung der Integrationskurse sowie der berufsbezogenen Sprachkurse nach Deutschförderverordnung liegt beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Die Daten weiterer Sprachkursangebote wie Deutsch für Flüchtlinge (DfF) und ESF-BAMF zeigen, dass bei den meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Verbesserung des Sprachniveaus stattfindet, jedoch nur wenige das Zielniveau B1/B2 erreichen und eine hohe Abbruchquote besteht. Um eine bedarfsgerechte Weiterentwicklung des "Integrationsschlüssels" Sprache zu planen, ist es daher empfehlenswert eine genauere Untersuchung zu den Hintergründen hierfür durchzuführen.

Im Bereich der nicht-formalen Bildung tragen viele verschiedene Projekte und Angebote in den einzelnen Städte und Gemeinden landkreisweit zur Integration geflüchteter Menschen bei. Daher ist es wichtig, diesen Bereich bedarfsorientiert zu unterstützen und eine landkreisweite Vernetzung der Anbieter zur fördern, um gegenseitig von guten Projekten profitieren und voneinander lernen zu können.

Die Daten der Beratungsstellen zeigen, dass ein großer Teil der neuzugewanderten Geflüchteten mit und ohne Bleiberecht das Angebot der Migrationssozialberatung annimmt. Die Themen Bildung und Arbeit spielen dabei eine große Rolle. Um regelmäßig die konkreten Problemlagen der Zielgruppe zu erfassen und Bedarfe zu analysieren, sollten die Beratungsstellen weiterhin als wichtige Kooperationspartner in die Integrationsplanungen des Landkreises einbezogen werden.

„Wir haben in den vergangenen drei Jahren auf dem Gebiet der Bildungsteilhabe für Geflüchtete im Landkreis Oberhavel viel erreicht, natürlich bleibt noch einiges zu tun. Wir werden mit Hilfe unserer sozialen Dienste, der Kreisvolkshochschule sowie den vielen Ehrenamtlichen an neuen Formaten zur Bildungsteilhabe für Geflüchtete arbeiten. Aber Bildungswege sind immer individuell, deshalb fordern wir ebenso von jedem Zugewanderten eine aktive Bereitschaft zur Eingliederung in die Gesellschaft ein“, sagt Sozialdezernent Matthias Rink.

Gefördert wurde die Fachkonferenz Bildung und Integration vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Die Bildungskonferenz wurde organisiert vom Landkreis Oberhavel in Kooperation mit dem Kreisjugendring Oberhavel e. V., der gemeinnützigen Projekt- und soziale Regionalentwicklungsgesellschaft mbH (PuR) sowie den Regionalen Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie Brandenburg (RAA Brandenburg).

Teilnehmer der Bildungskonferenz 2018.

© Landkreis Oberhavel