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Datum: 04.09.2014

Neuer Glanz für das alte Waisenhaus

Schmuckbordüren an der Fassade des Gesundheitsamtes in der Havelstraße 29 werden restauriert

Auf der Breiten Straße – vom Schloss Oranienburg kommend – fällt ein zweigeschossiger roter Backsteinbau in holländischem Baustil auf. Im ehemaligen Oranienburger Waisenhaus, das unter Denkmalschutz steht, hat heute der Fachbereich Gesundheit der Kreisverwaltung Oberhavel seinen Sitz. Die unter den Fenstern des Obergeschosses angebrachten Festons – französisch für arkadenförmige Bordüren – werden derzeit im Auftrag der Kreisverwaltung aufwändig restauriert. Die Arbeiten werden denkmalpflegerisch durch das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und die untere Denkmalschutzbehörde begleitet. Die Kosten belaufen sich auf rund 26.000 Euro. 

Das Waisenhaus wurde 1665 von Kurfürstin Louise Henriette aus Freude über die Geburt des Thronfolgers Karl Emil und in Erfüllung eines Gelöbnisses gestiftet und 1675 in Anlehnung an den holländischen Frühbarock errichtet. Über der Eingangstür befindet sich das Wappen des Fürstenhauses von Oranien. Das in Stein gehauene Monogramm CL steht für Curfürstin Louise. Daneben wurden von Hand geschnitzte Girlanden aus Eichenholz als Schmuck in den Brüstungsbereichen des Obergeschosses angebracht. 1912 erfolgte eine Erweiterung des Gebäudes Richtung Osten (linker Flügel) in Anpassung an die Architektur des Kernbaus. Die dortigen Festons wurden aus Stuck gefertigt und angebracht.

Es war das erste Waisenhaus in Deutschland, in dem neben der Erziehung auch die Bildung im Vordergrund stand. Das Haus bot 24 Kindern, 12 Knaben und 12 Mädchen, von Eltern reformierten Glaubens ein Zuhause und eine Ausbildung. Bis zum Jahr 1923 wurde das Gebäude als Waisenhaus genutzt. Am 15.03.1945 wurde der westliche Flügel bei einem Bombenangriff zerstört und erst 1990-92 wieder aufgebaut. Im Zuge dessen hat man die noch erhaltenen Festons restauriert, dabei waren erhebliche Ergänzungen notwendig.

Witterungsbedingt müssen die Festons nun erneut aufbereitet werden. Die aus Stuck gefertigten Schmuckbordüren werden in den kommenden Tagen mit Hilfe einer Hebebühne vor Ort restauriert. Die übrigen Holzfestons werden für die zwei- bis dreimonatige Aufarbeitung in einer Werkstatt demontiert und nach der Sanierung – in einer frostfreien Periode – wieder angebracht.

Die Stuckfestons am Gesundheitsamt wurden restauriert.

© Landkreis Oberhavel