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Datum: 28.09.2016

„Die Anker sind oftmals geworfen“

Integrations- und Landesgleichstellungsbeauftragte informieren sich in Oberhavels Gemeinschaftsunterkünften über die aktuelle Lage von Frauen und Kindern/ Sozialdezernent Rink: „Oberhavel setzt auf eine gemischte Unterbringung“
Die Integrationsbeauftragte des Landes Brandenburg, Dr. Doris Lemmermeier, und die Landesgleichstellungsbeauftragte, Monika von der Lippe, haben auf ihrer asylpolitischen Rundreise Halt in Oberhavel gemacht. Gemeinsam mit Sozialdezernent Matthias Rink und der Gleichstellungs-, Behinderten- und ehrenamtlichen Ausländerbeauftragten des Landkreises, Birgit Lipsky, haben sie die Gemeinschaftsunterkünfte für Asylbewerber in der Hubertusstraße in Birkenwerder, Oranienburg hinter dem Schlosspark sowie Lehnitz besucht, um sich ein Bild der aktuellen Situation von Flüchtlingsfrauen und Kindern in Oberhavel zu machen.

Derzeit leben 1.343 Asylbewerber in Oberhavel, darunter 430 Frauen und 341 Kinder. 236 Frauen sind in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht, 36 von ihnen sind alleinerziehend, zwölf haben eine Behinderung. Während des Besuches haben sich die Gäste mit Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern über ihre täglichen Erfahrungen in den Einrichtungen ausgetauscht. Dabei lobten beide den Standard in den Gemeinschaftsunterkünften, vor allem aber die Zusammenarbeit zwischen Kreisverwaltung, den Sozialarbeitern vor Ort und den ehrenamtlichen Willkommensinitiativen.

„Der Standard ist aus meiner Sicht erfüllt. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass der Kreis Oberhavel die Anliegen der Frauen und die Gewaltprävention ernst nimmt. Die Ausstattung und Betreuung sind sehr gut, die Sozialarbeiter und der Wachschutz vor Ort sensibilisiert und die Sanitäranlagen abschließbar. Potential sehe ich in der Kinderbetreuung. Denn das eine Gemeinschaftsunterkunft kein idealer Wohnort für ein geflüchtetes, traumatisiertes Kind, darin sind wir uns sicher einig“, sagte Dr. Doris Lemmermeier im anschließenden Pressegespräch.

Anne Schumacher, Vorsitzende der Initiative Willkommen in Oranienburg, bestätigte, dass die ehrenamtlichen Helfer in der Willkommensinitiative viel Aufklärungsarbeit leisten müssten, weil die Geflüchteten etwa mit dem deutschen Schulsystem nicht vertraut seien oder einfach keinen Antrag auf einen Kitaplatz stellen würden. Sie wünscht sich vor allem in den großen Gemeinschaftsunterkünften ein Haus, indem nur Frauen und Kinder untergebracht sind.

Unterstützung bekam sie von der Landesgleichstellungsbeauftragten Monika von der Lippe. Auch sie sprach sich dafür aus, Frauen mit Kindern zukünftig vermehrt in Wohnungen bzw. Wohnverbünden unterzubringen. „Das Jahr 2015 hat uns alle vor große Herausforderungen gestellt. Jetzt geht es darum, die Asylbewerber bestmöglich zu integrieren – und ein Lebensumfeld in der heimischen Bevölkerung, in der soziale Kontakte aufgebaut werden – unterstützt die Integration.“

Sozialdezernent Matthias Rink vertrat dazu eine klare Meinung: „Reine Frauenhäuser wird es in Oberhavels Gemeinschaftsunterkünften nicht geben, denn die hätten reine Männerhäuser zur Folge. Die positiven Effekte einer gemischten Unterbringung, nämlich eine Selbstdisziplinierung und die Unterstützung der Bewohner untereinander, überwiegen hier deutlich. Mit gesundem Menschenverstand, objektiven Beratungen und Einsicht lassen sich die meisten Probleme lösen.“

Der Landkreis Oberhavel reagiere zudem bereits auf die sinkende Zahl von Asylbewerbern und die veränderten Anforderungen bei der Integration von anerkannten Flüchtlingen, indem er bei der Schaffung notwendiger neuer Unterbringungslösungen verstärkt auf Wohnungsverbünde setzt.

Rink: „Oftmals sind die Anker schon geworfen: Jetzt müssen wir uns der Herausforderung stellen, die in Gemeinschaftsunterkünften lebenden Menschen, die bereits durch Kita, Schule und Sportvereine gut integriert sind, sofern die rechtlichen Voraussetzungen vorliegen das Erfordernis eines Umzugs in eine Wohnung – auch in einer anderen Stadt – aufzuzeigen.“

Die Landesgleichstellungsbeauftragte Monika von der Lippe (links) und Dr. Doris Lemmermeier, Integrationsbeauftragte des Landes, während des Pressegesprächs.