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Datum: 14.09.2017

Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten

Jobcenter Oberhavel und IQ Netzwerk Brandenburg unterzeichnen Kooperationsvereinbarung zur Stärkung der interkulturellen Kompetenz
Wie können Menschen mit einem Migrationshintergrund noch besser in den Arbeitsmarkt in Oberhavel integriert werden? Welche institutionellen Voraussetzungen bestehen bereits und was lässt sich noch vereinfachen? Wie kann der Umgang mit Konflikten in interkulturellen Kontexten verbessert werden? Mit diesen und ähnlichen Fragen setzen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jobcenters Oberhavel in ihrer täglichen Arbeit auseinander, wenn es um die Vermittlung von Menschen mit Migrationshintergrund in Arbeit und Ausbildung geht. In diesem Zusammenhang ist die interkulturelle Kompetenz der Beschäftigten eine zentrale Schlüsselqualifikation, die durch unterschiedliche Maßnahmen in Zukunft noch stärker gefördert werden soll.
Die Kooperationspartner (v.l.n.r.): Tim Weimer (Leiter des Jobcenters Oberhavel), Patricia Redzewsky und Michael Schwandt vom Projektteam der RAA Brandenburg

© Landkreis Oberhavel

Die Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie Brandenburg (RAA Brandenburg) ist Träger des Teilprojektes "Interkulturelle Öffnung der Regelinstitutionen des Arbeitsmarktes" des IQ Netzwerks Brandenburg. Mit ihr wurde ein renommierter Partner gewonnen, der das Jobcenter Oberhavel sowohl bei der Gestaltung der internen Prozesse als auch bei der Stärkung der eigenen Handlungskompetenz unterstützen wird. Der kommissarische Leiter des Jobcenters, Tim Weimer, unterzeichnete dazu am 14.09.2017 eine Kooperationsvereinbarung mit dem IQ Netzwerk Brandenburg. Der Termin markiert eine weitere Etappe im Prozess der internen Organisationsentwicklung der Kreisverwaltung, der sich im Bereich der Arbeitsmarktintegration bereits seit 2013 dem Thema „Migration und Arbeit“ widmet.

Wie kaum ein anderer Bereich ist das Jobcenter Anlaufpunkt für eine Vielzahl von Menschen unterschiedlicher Herkunft. 2016 betrug der Anteil der Leistungsbezieher mit ausländischen Wurzeln 10,7 Prozent (1220). Die Mehrzahl stammt aus Syrien (590), gefolgt von Afghanistan (81) und Eritrea (67). „Damit stehen wir in einer besonderen Verantwortung, den gleichberechtigten und ungehinderten Zugang zu unseren Dienstleistungen zu gewährleisten“, sagte Tim Weimer. „Die interkulturelle Kompetenz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist dabei ein wichtiger Schlüssel. Denn nur wer in der Lage ist, kulturelle Unterschiede zu verstehen und anzunehmen, kann Missverständnissen oder Schwierigkeiten in Beratungssituationen wirksam begegnen. Mit dem Programm des IQ Netzwerks Brandenburg werden wir unsere Potenziale hin zu einer noch passgenaueren Vermittlung in den Arbeitsmarkt weiter ausschöpfen“, so Weimer. Mithilfe des Teilprojektes der RAA Brandenburg sollen insbesondere die Unterstützungs- und Dienstleistungsangebote besser verknüpft und die rechtskreis- und institutionsübergreifende Zusammenarbeit aktiv gestaltet werden.

Patricia Redzewsky und Michael Schwandt vom Projektteam der RAA Brandenburg benannten als Schwerpunkte unter anderem die kontinuierliche Entwicklung von Beratungskompetenzen, Kommunikationsmöglichkeiten und Wegen der Sprachförderung, die im Rahmen der weiteren Arbeit konkretisiert und umgesetzt werden sollen. „Kenntnisse über Gegebenheiten und Potenziale von Menschen mit Migrationsgeschichte sowie von Barrieren bei der Arbeitsmarktintegration sind wichtigste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Beratung und Vermittlung“, betonte Michael Schwandt. „Erwerbspersonen mit Migrationsgeschichte sind in Brandenburg – wie auch im gesamten Bundesgebiet – doppelt so stark von Arbeitslosigkeit betroffen wie Erwerbspersonen ohne Migrationsgeschichte“, so Schwandt weiter.

Michael Schwandt (r.) vom Projektteam im Gespräch mit Tim Weimer zu den einzelnen Arbeitsschritten

© Landkreis Oberhavel

Tim Weimer fügte hinzu, dass sich die bisherige Arbeit auf diesem Gebiet überwiegend auf spezialisierte Teams konzentriert hat. „Über kurz oder lang müssen alle Beschäftigten im Jobcenter in der Lage sein, sich in ihrer täglichen Arbeit auf die veränderten Rahmenbedingungen einzustellen. Dafür sollten wir schon heute die Weichen stellen, denn die Chancen, die in der Vielfalt liegen, gilt es zu erkennen und zu nutzen“, sagte Weimer abschließend.

Bereits seit April dieses Jahres haben der Landkreis Oberhavel und das IQ Netzwerk Brandenburg den Start des Projektes vorbereitet. So liefern die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jobcenters dem Projektteam in den kommenden Wochen im Rahmen einer Befragung wertvolle Einblicke in die unterschiedlichen Organisationsabläufe. Anhand der Ergebnisse werden die weiteren Arbeitsschritte und Ziele definiert. Die Laufzeit des Programms beträgt ein Jahr. Mit einem ersten Zwischenbericht wird bis Februar 2018 gerechnet.

Mit dem Teilprojekt "Interkulturelle Öffnung der Regelinstitutionen des Arbeitsmarktes" des IQ Netzwerks Brandenburg qualifizierte sich die RAA Brandenburg seit vielen Jahren zu einem wichtigen Ansprechpartner auf dem Gebiet der Organisationsberatung. Das Projekt ist Teil des bundesweiten Förderprogramms "Integration durch Qualifizierung (IQ)", das auf die nachhaltige Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von Erwachsenen mit Migrationshintergrund abzielt. Das Programm wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) gefördert. Partner in der Umsetzung sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Bundesagentur für Arbeit (BA). In Brandenburg koordiniert das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie (MASGF) die Realisierung. Im Land wirken momentan 15 Teilprojekte mit unterschiedlichen Aufgaben und Zielgruppen mit.